Kunst-Klau-Stadt Dresden: Ein Stück Stadtgeschichte aus dem Rathaus entwendet!
Dresden - Seit Samstag können sich Besucher der "Goldenen Pforte" einen Einblick in die Geschichte des Dresdner Rathauses bis 1990 verschaffen. Doch bereits bevor Oberbürgermeister Dirk Hilbert (51, FDP) die Dauerausstellung eröffnete, wurde ein wichtiges Stück Stadtgeschichte gestohlen.
Obwohl der Materialwert eher "bescheiden" sei, habe der entwendete Brieföffner eine "besondere symbolische Bedeutung", schreibt das Stadtmuseum Dresden in einer Mitteilung am Montag.
Laut Angaben der Polizeidirektion Dresden beläuft sich der Wert auf rund 600 Euro.
Es handelt sich dabei um den silbernen Brieföffner von Walter Weidauer (†86), Dresdner Bürgermeister zwischen 1946 und 1958, der aus einer gesicherten Vitrine gestohlen wurde. Ex-OB Weidauer spielte dabei gerade während der Aufbauzeit in den Nachkriegsjahren eine bedeutsame Rolle für die sächsische Landeshauptstadt.
1989 wurde das mit dem Dresdner Stadtwappen verzierte Objekt mit zweischneidiger Klinge aus dem Nachlass Weidauers dem Stadtmuseum vermacht. Direkt unter dem Aufbaulöwen befindet sich der Schriftzug "HILF AUCH DU".
Nähere Informationen zum Diebstahl liegen bisher nicht vor. Das Stadtmuseum hat allerdings angekündigt, besagten Brieföffner in die Datenbank für gestohlene Kunstwerke einzustellen.
Gleichzeitig unterbreitet das Museum die Möglichkeit der anonymen Rückgabe.
Erst Eröffnung, dann schlechte Nachrichten - Polizei sucht Zeugen!
Den eigentlichen Diebstahl stellte man bereits am 1. Juni während der Endabnahme fest, erklärte ein Sprecher des Stadtmuseums gegenüber TAG24 am Montagnachmittag.
In Absprache mit dem Presseamt von OB Hilbert habe man sich allerdings dazu entschieden, die Ausstellung erst zu eröffnen und dann mit den schlechten Neuigkeiten an die Öffentlichkeit zu treten.
Nun hoffe man darauf, dass der Täter oder die Täterin durch den öffentlichen Druck ein schlechtes Gewissen bekomme und den Brieföffner zurückbringe.
Vom Kauf beziehungsweise Verkauf rät das Stadtmuseum in seiner Mitteilung dringend ab, da sich kein Eigentum an Gegenständen erwerben lässt, die zuvor geklaut worden sind.
Bleibt also abzuwarten, ob die Ausstellung künftig mit der letzten Vitrine vervollständigt werden kann.
Die Polizei ermittelt unterdessen wegen schweren Diebstahls und bittet mögliche Zeugen, sich mit sachdienlichen Hinweisen zum Verbleib des Brieföffners unter folgender Rufnummer bei der Polizeidirektion Dresden zu melden: 03514832233.
Erstmeldung vom 19. Juni, 15.17 Uhr. Zuletzt aktualisiert um 15.53 Uhr.
Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel, Stadtmuseum Dresden, Philipp WL Günther