Man gönnt sich ja sonst nichts! Deutschland-Tickets als Schnäppchen für Rathaus-Politiker

Dresden - Bei den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB) knallen die Korken: Bereits 100.000 Mal wurde das Deutschlandticket in Dresden verkauft. Und auch ein großer Teil der Mitarbeiter der Stadtverwaltung gehört bald zu den Abnehmern.

Das Deutschlandticket wurde in Dresden bislang über 100.000 Mal verkauft.
Das Deutschlandticket wurde in Dresden bislang über 100.000 Mal verkauft.  © Thomas Türpe

Denn pünktlich zum Start der Sommerferien macht OB Dirk Hilbert (51, FDP) seinen rund 16.000 Angestellten ein verlockendes Angebot:

Das Deutschlandticket soll zum 1. Juli eine Art neues Jobticket werden.

Von den 49 Euro werden dann fünf Prozent (2,45 Euro) von den DVB rabattiert und 25 Prozent (12,25 Euro) vom Arbeitgeber, also der Verwaltung, übernommen.

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Bleiben als Differenz 34,30 Euro, die die Angestellten selbst aufbringen müssen.

Verglichen mit dem alten Jobticket, das bei 62,40 Euro (Vollzahler-Monatskarte, Tarifzone A1) einen Eigenanteil von 49,90 Euro fordert, ist die nun vom Stadtrat abgesegnete Variante mit dem D-Ticket deutlich günstiger.

Für den einzelnen Mitarbeiter wohlgemerkt. Die Stadt als Arbeitgeber zahlt drauf, übernimmt 25 statt wie bisher zehn Prozent des Ticketpreises.

OB Dirk Hilbert (51, FDP) macht den Angestellten der Stadt kurz vor den Sommerferien ein verlockendes Angebot.
OB Dirk Hilbert (51, FDP) macht den Angestellten der Stadt kurz vor den Sommerferien ein verlockendes Angebot.  © imago/Sven Ellger

Von der neuen Regelung profitieren übrigens auch die Ratsmitglieder und die Mitarbeiter in den Fraktionen.

Ein Ärgernis für "Normalbürger"?

Das 49-Euro-Ticket könnte die Verwaltung bis zu 300.000 Euro mehr pro Jahr kosten.
Das 49-Euro-Ticket könnte die Verwaltung bis zu 300.000 Euro mehr pro Jahr kosten.  © IMAGO/Rene Traut

Die Verwaltung rechnet derzeit mit jährlichen Mehrkosten in Höhe von bis zu 300.000 Euro.

Vorausgesetzt, dass die Nutzungsquote wie beim bisherigen Jobticket (rund 25 Prozent der Belegschaft) gleich bleibt.

"Das stößt dem Normalbürger sauer auf", sagt Stadtrat Tilo Wirtz (Linke, 55). Mit Blick auf die just Anfang Juni verhängte Haushaltssperre fügt er hinzu: "Viele haben den Eindruck, dass der öffentliche Dienst auch in Krisenzeiten immer üppiger wird."

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Als Reaktion darauf brachten die Linken bei der letzten Sitzung einen Ergänzungsantrag in den Stadtrat ein.

Das beschlossene Papier sieht vor, dass die Nutzer des Dresdner Sozialtickets einen Rabatt von 50 Prozent auf das Deutschlandticket erhalten sollen.

Völlig offen bleibt, ob das noch rechtzeitig vor den Sommerferien passiert. Aus dem Rathaus hieß es, dass der Beschlusspunkt zum Sozialticket "derzeit aus formalen Gründen geprüft" werde.

Linken-Stadtrat Tilo Wirtz (55) sieht die Entwicklung kritisch, möchte Rabatte für die Inhaber des Dresdner Sozialtickets durchsetzen.
Linken-Stadtrat Tilo Wirtz (55) sieht die Entwicklung kritisch, möchte Rabatte für die Inhaber des Dresdner Sozialtickets durchsetzen.  © Thomas Türpe
Auch die Stadträte selbst und deren Mitarbeiter profitieren von der Einführung zum 1. Juli.
Auch die Stadträte selbst und deren Mitarbeiter profitieren von der Einführung zum 1. Juli.  © Eric Münch

Eine "korrekte Vorlage" solle dann in der letzten Stadtratssitzung vor der Sommerpause (6. Juli) behandelt werden.

Titelfoto: Fotomontage: IMAGO/Rene Traut//Thomas Türpe//Eric Münch

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