Statue des Weltliteraten seit Monaten verschwunden: Wer hat Dostojewski vom Elbufer entführt?

Dresden - Seit Monaten ist das Denkmal des russischen Weltliteraten Fjodor Dostojewski (1821-1881) verschwunden - ohne sichtbaren Hinweis darauf, wohin. Fast zwei Jahrzehnte stand die Figur zwischen Landtag und Kongresszentrum, nun klafft an der Stelle eine Baugrube.

Seit 2006 stand das Denkmal vor dem Aufgang des Kongresszentrums (Hintergrund) - und soll irgendwann dahin zurückkehren.  © Thomas Türpe

Vielen Kindern der DDR sind seine mitunter düsteren Romane wie "Schuld und Sühne", "Die Brüder Karamasow" oder "Der Idiot" bekannt.

Der Schriftsteller reiste mehrfach nach Dresden, lebte hier zwischen 1869 und 1871 mit seiner Frau und arbeitete an "Die Dämonen".

2006 wurde ihm zu Ehren das Denkmal eingeweiht - mit prominenter politischer Begleitung, darunter der damaligen Kanzlerin Angela Merkel (71, CDU), Ministerpräsident Georg Milbradt (80, CDU) und Russlands Staatschef Wladimir Putin (73).

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Ende Juli ließ der Sächsische Staatsbetrieb Immobilien und Bau (SIB) die Statue demontieren - Sockel, Beschriftung, alles weg.

Auf Anfrage bestätigt die Behörde: Das Denkmal sei wegen eines "erheblichen Risikos für Beschädigungen, etwa durch Anfahrunfälle, Erschütterungen oder herabfallendes Material", entfernt worden.

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Stadtrat Steffen Große (58, Team Zastrow) wundert sich über die lange Standortsuche.  © PR/ Team Zastrow
Viele Sachsen kennen seine Werke: Fjodor Dostojewski (1821-1881) gilt als Schriftsteller von Weltrang.  © gemeinfrei

Dostojewski-Denkmal lagert in geheimem Depot einer Fachfirma

Heute ist an dem ehemaligen Standort eine Baugrube zu sehen.  © Ove Landgraf

Es lagert derzeit in einem geheimen Depot einer Fachfirma. Der Grund: An der früheren Stelle wird der Landtag erweitert.

Doch die Suche nach einem Ersatzort zieht sich - für manche zu lange. "Die lange Prüfzeit ist unverständlich", kritisiert Stadtrat Steffen Große (58, Team Zastrow).

Dresden verfüge über "zahlreiche geeignete Alternativstandorte", etwa an der Ostra-Allee oder der Brühlschen Terrasse.

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Er warnt: Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, "dass man den großen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts in die aktuellen politischen Konflikte zerrt, das Denkmal opfert und versteckt".

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