Studenten stehen schützend vor der Dresdner Uni-Klinik: So erklärt die Polizei ihre Reaktion

Dresden - Vom Ministerpräsidenten gelobt, von der Polizei verfolgt? Medizinstudenten protestierten am Donnerstagabend gegen einen verbotenen Pandemie-Leugner-Aufmarsch vor der Uniklinik. Während Spitzenpolitiker die Aktion begrüßen, leitete die Polizei gegen 22 der Studenten ein Ordnungswidrigkeitsverfahren ein.

Medizinstudent Jonas Steinhäuser (26) hatte die Idee zu dem Protest, ist überwältigt von der Welle der Solidarität.
Medizinstudent Jonas Steinhäuser (26) hatte die Idee zu dem Protest, ist überwältigt von der Welle der Solidarität.  © Eric Münch

Die Farbe auf den Plakaten war noch nicht mal trocken, so kurzfristig hatten die Dresdner Medizinstudenten ihren Protest organisiert: "Ich hatte bei Twitter gelesen, dass die 'Freien Sachsen' in direkter Nähe zur Uniklinik aufrufen", sagt Jonas Steinhäuser (26), Humanmedizinstudent im neunten Semester. "Das ist unser Ausbildungsplatz, wir wollten sagen, damit ist eine Grenze erreicht."

Steinhäuser sprach das im Fachschaftsrat an, die Idee war geboren: Ein stiller Protest in Kleingruppen mit Plakaten. "Wir hatten es nicht auf Konfrontation angelegt", so der Student. "Haben auch besprochen allen Anweisungen der Polizei unbedingt Folge zu leisten."

Tatsächlich kamen geschätzt über 100 Studenten zusammen, die sich in Kleingruppen an die Blasewitzer Straße stellten, dort zum Teil übles Gepöbel ertragen mussten. Zu Gewalt kam es jedoch nicht.

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Lob für die Aktion kam vom Ministerpräsidenten: "Danke!", twitterte Michael Kretschmer (46, CDU). "Sie erleben täglich, dass nicht Maßnahmen gegen das Virus das Problem sind, sondern das Virus selbst."

Andere Erfahrungen sammelten allerdings einige der Studenten selbst: 22 wurden eingekesselt, haben nun ein Ordnungswidrigkeitsverfahren am Hals.

Polizei-Chef verteidigt Vorgehen der Kollegen: "Gibt es richtige und gibt es falsche Regelverstöße?"

Polizeipräsident Jörg Kubiessa (56) verteidigt das Vorgehen der Beamten.
Polizeipräsident Jörg Kubiessa (56) verteidigt das Vorgehen der Beamten.  © Steffen Füssel

Geschehen ist das bei der Räumung der Blasewitzer Straße nach mehreren Durchsagen. "Wir haben robuster reagiert", so Einsatzleiter Hendrik Schlicke (41).

Der Beamte weiter: "Wir haben das Klientel Richtung Blasewitzer Straße geschoben. In dieser Situation trafen die Einsatzkräfte auf die Medizinstudenten. Als wir der Gruppe habhaft wurden, haben wir die Maßnahme bewusst zu Ende geführt."

Tatsächlich befanden sich mehr als die erlaubten zehn Personen an der Stelle. Allerdings: Nach Schilderung der Studenten wurden diese erst durch die Polizei dort zusammengedrängt.

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Polizeipräsident Jörg Kubiessa (56) stellt sich trotzdem vor seine Beamten: "Gibt es richtige und gibt es falsche Regelverstöße? Das kann man als Gesellschaft sicher diskutieren", fragte der Polizeipräsident. "Diese Diskussion eignet sich nicht zur Handlungsgrundlage für meine Kollegen auf der Straße."

Zur Vermeidung empfiehlt er künftige Proteste anzuzeigen.

Das kritisierte Vorgehen der Polizei im Video: 22 Personen werden eng eingekesselt

In kleinen Gruppen postierten sich die Studenten am Rande der illegalen Demo.
In kleinen Gruppen postierten sich die Studenten am Rande der illegalen Demo.  © Norbert Neumann

Innenminister Wöller zum Gegenprotest: "Definitiv das richtige Signal"

Nach Kritik an dem Einsatz durch SPD, Linke und Grüne, meldete sich auch der Innenminister Roland Wöller (51, CDU) zu Wort. Die Regeln gelten für alle, allerdings: "Die Zivilcourage der Studierenden war definitiv das richtige Signal, klare Kante gegen das aktuelle Corona-Protestgeschehen zu zeigen."

Titelfoto: Montage: Norbert Neumann, Steffen Füssel

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