Wegen neuem Gesetz: Dresden droht Schließung vieler Wanderwege

Dresden - Weil sich ein Gesetz geändert hat, könnten in Dresden Hunderte kleine Straßen, aber auch größere Wander- und Radwege durch die Eigentümer gesperrt werden. Eine Allianz im Stadtrat will das verhindern.

Stadträtin Ulrike Caspary (53, Grüne) will kleine Wege für Fußgänger und Radler offenhalten.
Stadträtin Ulrike Caspary (53, Grüne) will kleine Wege für Fußgänger und Radler offenhalten.  © Steffen Füssel

Fast 30 Jahre galt in Sachsen: Jede Straße und jeder Weg, der 1993 öffentlich genutzt und einmalig erfasst wurde, ist auch ein öffentlicher Weg. Egal, ob er tatsächlich als solcher gewidmet ist. 

Das änderte sich 2019. Bis Ende dieses Jahres hat Dresden noch Zeit, eine Übersicht aller Wege und Straßen zu erstellen, die auch nach 2022 öffentlich zugänglich sein sollen.

Danach gilt: Ein Privatweg, der nicht öffentlich gewidmet ist und nicht in der Übersicht auftaucht, kann geschlossen werden. "Wir müssen einen Kahlschlag bei Wanderwegen vermeiden. Es drohen Unterbrechungen auf wichtigen Routen. Die Erreichbarkeit von Ausflugszielen ist gefährdet", so Stadtrat Tilo Wirtz (53, Linke).

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Besonders die Grünen im Rat engagieren sich. Ulrike Caspary (53) vereinte Grüne, Linke, CDU und SPD hinter eine "Großen Anfrage" an die Verwaltung. 

Die soll im Detail klären, wie viele Wege betroffen sind und wie die Stadt bis Ende des Jahres reagieren will. 

Caspary: Für Rad- und Fußverkehr sind kleinere Wege wichtig

Am Eschdorfer Weg in Bühlau gab es jahrelang Ärger, weil ein Zaun den Weg versperrte.
Am Eschdorfer Weg in Bühlau gab es jahrelang Ärger, weil ein Zaun den Weg versperrte.  © Norbert Neumann

"Für den Rad- und besonders den Fußverkehr ist der Erhalt von kleineren Wegen wichtig. Eine Schließung bedeutet große Umwege", so Frau Caspary. Die Grünen hoffen dabei auf die Hilfe der Dresdner: "Sonst steht irgendwann ein Zaun, wo jetzt ein Weg ist."

Gefahr droht kleinen Wegen, aber auch bekannten Wanderwegen. So könnte beispielsweise der Weg durch die Flutrinne zwischen Kaditz und Mickten zumindest Radlern verboten werden. Zudem könnte der Prießnitzgrundweg zu einem reinen Waldweg werden. Der dürfte nur eingeschränkt betreten werden.

Zumindest wird im Rathaus bereits an der Zusammenstellung gewerkelt: "Alle vorhandene Verkehrsflächen, die nicht gewidmet sind, werden geprüft", so eine Sprecherin.

Auch der Weg durch die Flutrinne zwischen Kaditz und Mickten könnte von der neuen Regelung betroffen sein.
Auch der Weg durch die Flutrinne zwischen Kaditz und Mickten könnte von der neuen Regelung betroffen sein.  © Steffen Füssel
Vor allem kleinere Wege könnten bald nicht mehr zugänglich sein.
Vor allem kleinere Wege könnten bald nicht mehr zugänglich sein.  © Norbert Neumann

Werden auch Treidelpfade an der Elbe aufgewertet?

In Übigau ist der alte Treidelpfad gut zu erkennen.
In Übigau ist der alte Treidelpfad gut zu erkennen.  © Steffen Füssel

Schon im Mittelalter wurden Schiffe von Treidlern bei schlechtem Wind den Fluss hinaufgezogen. An der Elbe ist Loschwitz ganz wesentlich von den Schiffsziehern geprägt. 

Noch immer erinnern Treidelpfade an die schwere Arbeit. Doch die sind oft in einem schlechten Zustand. Das könnte sich bald ändern.

Bis Ende des Jahres hat die Stadt Zeit, eine Übersicht aller nicht gewidmeten Straßen und Wege zu erstellen, die weiterhin öffentlich zugänglich sein sollen. Notwendig macht dies eine Gesetzesänderung (siehe oben). 

In diesem Zusammenhang gibt es einen Rundruf der Verwaltung an alle Stadtbezirksbeiräte, sich zu beteiligen. "Ich habe die Treidelpfade gemeldet und bitte die Beiräte der anderen Stadtbezirke, dies auch zu tun", so AfD-Stadtrat und Leubens Stadtbezirksbeirat Thomas Ladzinski (31).

Wären die Treidelpfade öffentlich gewidmet, müsste sich die Stadt viel mehr als bisher um Pflege und Begehbarkeit kümmern. "Die Wege sind ein wichtiges Stück Kulturgeschichte. Loschwitz hat vom Treideln gelebt", so der Stadtrat. Zudem könnte laut Ladzinski der Elberadweg entlastet werden, wenn die Treidelpfade zu vernünftigen Fußwegen aufgewertet würden. 

Ein Relief an der Albertbrücke aus dem Jahr 1938 erinnert an die "Schiffszieher".
Ein Relief an der Albertbrücke aus dem Jahr 1938 erinnert an die "Schiffszieher".  © Norbert Neumann

Und: "Findet sich dazu keine Mehrheit, werde ich das Thema als Stadtrats-Antrag einbringen."

Titelfoto: Steffen Füssel/Norbert Neumann

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