Nach Leipzig, Chemnitz und Zwickau: Wo bleibt Dresdens Notfallplan für die Energiekrise?

Dresden - Leipzig, Chemnitz und jetzt auch Zwickau: Die drei sächsischen Großstädte haben etwas, an dem Dresden noch immer rumdoktert: einen Notfallplan gegen die drohende Energiekrise, nachdem Russland seine Gaslieferungen als Waffe einsetzt und die Lieferungen auf ein Minimum zurückgefahren hat. Aber wann und wie will sich Dresden wappnen? Das Rathaus lässt sich weiter Zeit.

Noch wird sie hell angeleuchtet - Dresdens berühmte Altstadtsilhouette. Wie lange das so noch der Fall ist, wird sich im Zuge der Energiekrise zeigen.
Noch wird sie hell angeleuchtet - Dresdens berühmte Altstadtsilhouette. Wie lange das so noch der Fall ist, wird sich im Zuge der Energiekrise zeigen.  © Holm Helis

Noch zwei Tage vor dem entscheidenden OB-Wahlgang am 10. Juli brachte Stadtoberhaupt Dirk Hilbert (50, FDP) seinen Sportbürgermeister Peter Lames (58, SPD) und den Eigenbetrieb Sportstätten auf Linie.

Dieser hatte von sich aus Sparmaßnahmen erarbeiten lassen. Offenbar zum Unwillen des OB.

Der hatte im Vorfeld Umweltministerin Eva Jähnigen (56, Grüne) damit beauftragt, eine "Task Force Energiesparen" einzuberufen.

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Abgabetermin: Ende August. Seitdem herrscht im Rathaus zu diesem Thema öffentlich Sendepause.

SPD-Fraktions-Chefin Dana Frohwieser (45): "Es ist erschreckend, dass man erst jetzt im Rathaus damit beginnt, sich Gedanken zu diesem wichtigen Thema zu machen."

Dass die Rathaus-Eingreiftruppe bis Ende August Zeit hat, einen Punktekatalog vorzulegen, hält sie für skandalös. "Das ist zu spät!"

Am gestrigen Mittwoch lieferte die Stadt Anhaltspunkte für mögliche Einsparmaßnahmen

Das Mitte der 90er Jahre eingeweihte Gasturbinen-Heizkraftwerk Nossener Brücke liefert Strom und Fernwärme.
Das Mitte der 90er Jahre eingeweihte Gasturbinen-Heizkraftwerk Nossener Brücke liefert Strom und Fernwärme.  © imago images/Sylvio Dittrich

Und selbst dann wäre noch nichts entschieden. Die Verwaltungsspitze wird anschließend zu dem Papier beraten und dieses beschließen.

Erst auf wiederholte Nachfrage hat die Stadt am gestrigen Mittwoch doch Anhaltspunkte für mögliche Einsparmaßnahmen geliefert.

"Im ersten Schritt denken wir zum Beispiel über effizienteres Heizen nach, indem Heizungen früher am Tag ab- und später wieder angeschaltet werden", so Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen. "Da sehe ich nach den vorliegenden Analysen noch Potenzial."

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Zudem könnte auf Effektbeleuchtung verzichtet oder diese reduziert werden. "Für die städtischen Objekte werden entsprechende Maßnahmen vorbereitet", ergänzte eine Stadtsprecherin.

2021 betrugen die Kosten der Verwaltung nebst Eigenbetrieben für Strom, Erdgas, Fernwärme, feste Brennstoffe und Heizöl 29 Millionen Euro. Durch Einsparungen soll eine Erhöhung abgefangen werden.

Außerdem, so Eva Jähnigen: "Es geht vor allem darum, den Gasverbrauch zu senken und damit unsere Speicher für den Winter so voll wie möglich zu halten." Konkrete Entscheidungen aber sind noch immer nicht gefallen.

Auch er muss abliefern: OB Dirk Hilbert (50) hat sich im Wahlkampf ein Zehn-Punkte-Sofortprogramm für die Energieversorgung auferlegt.
Auch er muss abliefern: OB Dirk Hilbert (50) hat sich im Wahlkampf ein Zehn-Punkte-Sofortprogramm für die Energieversorgung auferlegt.  © imago images/ddbd
Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (56) hat die Aufgabe, Dresden für einen möglichen Gasmangel fit zu machen.
Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (56) hat die Aufgabe, Dresden für einen möglichen Gasmangel fit zu machen.  © Sebastian Kahnert/dpa

So wappnen sich andere Städte

Chemnitz begrenzt Thermostate: Auf diese Weise soll Gas für die Wärmeerzeugung eingespart werden.
Chemnitz begrenzt Thermostate: Auf diese Weise soll Gas für die Wärmeerzeugung eingespart werden.  © Hauke-Christian Dittrich/dpa

Leipzig, Chemnitz und Zwickau zeigen, wie es gehen kann. Die drei Großstädte haben im Zuge der drohenden Energie- und Gaskrise erste Maßnahmen ergriffen oder greifbare Vorschläge präsentiert.

Zwickau will seinen Schulen und Kitas das Warmwasser abdrehen. Gleiches soll in den Gebäuden der Stadtverwaltung und auch Museen passieren. In Büro- und Aufenthaltsräumen mit Klimaanlagen ist vorgesehen, die Raumtemperatur auf maximal 26 Grad zu stellen. Tagsüber soll in Fluren und Treppenhäusern die Beleuchtung ausgeschaltet oder reduziert werden.

In Leipzig ist die Beleuchtung von mehreren öffentlichen Gebäuden und Wahrzeichen abgeschaltet worden. Das betrifft laut Stadtverwaltung insgesamt 238 öffentliche Immobilien, Plätze, Brücken und Gewässer - darunter auch das Völkerschlachtdenkmal.

Chemnitz setzt hingegen unter anderem auf den Austausch von Pumpen, die Begrenzung von Thermostaten und LED-Leuchten. Zudem bleibt die Sauna im Stadtbad mindestens bis Oktober dicht. Doch auch in diesen Kommunen wird noch an weitergehenden Maßnahmen gefeilt.

Titelfoto: Holm Helis

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