Sachsens Euroregionen sollen Grenzen überwinden: Auf gute Nachbarschaft!
Dresden/Plauen/Freiberg/Zittau - Der russische Ukraine-Überfall hat die Staaten Europas scheinbar geeint. Im "kleinen Grenzverkehr" versuchen sachsenweit vier Euroregionen seit Jahren, das Verhältnis mit den Nachbarn zu intensivieren. Doch wie läuft das eigentlich?
Gegründet wurden die Euroregionen nach der Wiedervereinigung, gleich zwei feiern dieses Jahr 30-jähriges Jubiläum.
"Die Euroregion Elbe/Labe wurde offiziell am 24. Juni 1992 gegründet. Der Impuls ging damals von tschechischer Seite aus, insbesondere von Kommunalpolitikern aus Ústí nad Labem", sagt Rüdiger Kubsch (46), Elbe/Labe-Geschäftsführer mit Sitz in Dresden.
Weiter westlich war die damalige Oberbürgermeisterin des bayerischen Marktredwitz, Birgit Seelbinder, die treibende Kraft.
"Bei einem Symposium im Dezember 1990 kam es zu ersten Aufrufen, eine grenzüberschreitende Euregio zu gründen, die von den Teilnehmern aus Bayern, Sachsen uns Tschechien sehr befürwortet wurden", weiß Steffen Schönicke (46), Chef der Euregio Egrensis (Sitz: Plauen). Diese wurde am 3. Februar 1993 gegründet und hat auch Mitglieder in Thüringen (wie den Saale-Orla-Kreis).
"Der Verein Euroregion Erzgebirge/Krušnohoří wurde im Juni 1992 zur umfassenden friedlichen und nachbarschaftlichen Zusammenarbeit mit den nordböhmischen Gebietskörperschaften sowie allen weiteren Interessierten gegründet", erläutert Geschäftsführerin Elke Zepak (57) aus Freiberg.
Euroregionen unterstützen viele Projekte und finanzieren sich über EU-Fördergelder
Die älteste und größte der vier Euroregionen ist aber die 1991 gegründete Euroregion Neisse-Nisa-Nysa (Sitz: Zittau). Derzeitige Mitglieder sind die Landkreise Bautzen und Görlitz sowie 131 Gemeinden in Tschechien sowie 43 in Polen - mit insgesamt rund 1,5 Millionen Menschen.
Die Euroregionen unterstützen Projekte wie Sprachkindergärten, Kulturveranstaltungen sowie eine bessere Zusammenarbeit der Behörden. Sie finanzieren sich größtenteils über EU-Fördergelder.
Für die Euregio Egrensis sind es derzeit 2,8 Millionen Euro, die Euroregion Elbe/Labe hat rund 520.000 Euro jährlich und die Euroregion Erzgebirge/Krušnohoří etwa 2,6 Millionen Euro für sechs Jahre zur Verfügung. Für denselben Zeitraum kann die Euroregion Neisse-Nisa-Nysa 5,6 Millionen Euro aufwenden.
Zwei große Hindernisse verlangsamen die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Da wäre die Pandemie: "Denn für uns als auch die Projektträger ist der direkte Kontakt sehr wichtig", sagt Erzgebirgs-Frau Zepak.
"Die Sprachbarriere ist sicher eines der größten Hindernisse bei Projekten", ergänzt Elbe-Fachmann Kubsch. Denn noch immer lehren zu wenig sächsische Schulen Tschechisch oder Polnisch als zweite Fremdsprache. Die Euroregionen-Chefs sprechen aber immerhin alle Tschechisch.
Titelfoto: Euroregion Elbe/Labe/123rf/Simon Dannhauer