Sachsens Euroregionen sollen Grenzen überwinden: Auf gute Nachbarschaft!

Dresden/Plauen/Freiberg/Zittau - Der russische Ukraine-Überfall hat die Staaten Europas scheinbar geeint. Im "kleinen Grenzverkehr" versuchen sachsenweit vier Euroregionen seit Jahren, das Verhältnis mit den Nachbarn zu intensivieren. Doch wie läuft das eigentlich?

Elke Zepak (57) ist Chefin der Euroregion Erzgebirge/Krušnohoří.
Elke Zepak (57) ist Chefin der Euroregion Erzgebirge/Krušnohoří.  © Eckardt Mildner

Gegründet wurden die Euroregionen nach der Wiedervereinigung, gleich zwei feiern dieses Jahr 30-jähriges Jubiläum.

"Die Euroregion Elbe/Labe wurde offiziell am 24. Juni 1992 gegründet. Der Impuls ging damals von tschechischer Seite aus, insbesondere von Kommunalpolitikern aus Ústí nad Labem", sagt Rüdiger Kubsch (46), Elbe/Labe-Geschäftsführer mit Sitz in Dresden.

Weiter westlich war die damalige Oberbürgermeisterin des bayerischen Marktredwitz, Birgit Seelbinder, die treibende Kraft.

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"Bei einem Symposium im Dezember 1990 kam es zu ersten Aufrufen, eine grenzüberschreitende Euregio zu gründen, die von den Teilnehmern aus Bayern, Sachsen uns Tschechien sehr befürwortet wurden", weiß Steffen Schönicke (46), Chef der Euregio Egrensis (Sitz: Plauen). Diese wurde am 3. Februar 1993 gegründet und hat auch Mitglieder in Thüringen (wie den Saale-Orla-Kreis).

"Der Verein Euroregion Erzgebirge/Krušnohoří wurde im Juni 1992 zur umfassenden friedlichen und nachbarschaftlichen Zusammenarbeit mit den nordböhmischen Gebietskörperschaften sowie allen weiteren Interessierten gegründet", erläutert Geschäftsführerin Elke Zepak (57) aus Freiberg.

Mit Fichtel- (F.r.) und Keilberg ist diese die höchstgelegene Euroregion Sachsens.
Mit Fichtel- (F.r.) und Keilberg ist diese die höchstgelegene Euroregion Sachsens.  © Bernd März
So geht es ganz praktisch in der Euroregion Erzgebirge/Krušnohoří zu: Eine Arbeitsgruppe ließ sich Ende März in Most von einem Berufsschullehrer (l.) Tätigkeiten von Lehrlingen in der Schmiede erklären.
So geht es ganz praktisch in der Euroregion Erzgebirge/Krušnohoří zu: Eine Arbeitsgruppe ließ sich Ende März in Most von einem Berufsschullehrer (l.) Tätigkeiten von Lehrlingen in der Schmiede erklären.  © Eckardt Mildner
Im Dreiländereck an der Neiße, hier ihr Görlitzer Abschnitt, hat sich die erste und größte Euroregion Sachsens herausgebildet.
Im Dreiländereck an der Neiße, hier ihr Görlitzer Abschnitt, hat sich die erste und größte Euroregion Sachsens herausgebildet.  © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Euroregionen unterstützen viele Projekte und finanzieren sich über EU-Fördergelder

Steffen Schönicke (46) leitet die Euroregion Egrensis.
Steffen Schönicke (46) leitet die Euroregion Egrensis.  © Euregio Egrensis

Die älteste und größte der vier Euroregionen ist aber die 1991 gegründete Euroregion Neisse-Nisa-Nysa (Sitz: Zittau). Derzeitige Mitglieder sind die Landkreise Bautzen und Görlitz sowie 131 Gemeinden in Tschechien sowie 43 in Polen - mit insgesamt rund 1,5 Millionen Menschen.

Die Euroregionen unterstützen Projekte wie Sprachkindergärten, Kulturveranstaltungen sowie eine bessere Zusammenarbeit der Behörden. Sie finanzieren sich größtenteils über EU-Fördergelder.

Für die Euregio Egrensis sind es derzeit 2,8 Millionen Euro, die Euroregion Elbe/Labe hat rund 520.000 Euro jährlich und die Euroregion Erzgebirge/Krušnohoří etwa 2,6 Millionen Euro für sechs Jahre zur Verfügung. Für denselben Zeitraum kann die Euroregion Neisse-Nisa-Nysa 5,6 Millionen Euro aufwenden.

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Zwei große Hindernisse verlangsamen die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Da wäre die Pandemie: "Denn für uns als auch die Projektträger ist der direkte Kontakt sehr wichtig", sagt Erzgebirgs-Frau Zepak.

Rüdiger Kubsch (46) ist Geschäftsführer der Euroregion Elbe/Labe.
Rüdiger Kubsch (46) ist Geschäftsführer der Euroregion Elbe/Labe.  © Euroregion Elbe/Labe
Im Bereich des Flusses ist eine der vier sächsischen Euroregionen angesiedelt.
Im Bereich des Flusses ist eine der vier sächsischen Euroregionen angesiedelt.  © Simon Dannhauer/123rf
Auch wenn oft Berge - hier das Prebischtor in der Böhmischen Schweiz - dazwischen sind: Mit den Euroregionen wird die grenzüberschreitende Zusammenarbeit gestärkt.
Auch wenn oft Berge - hier das Prebischtor in der Böhmischen Schweiz - dazwischen sind: Mit den Euroregionen wird die grenzüberschreitende Zusammenarbeit gestärkt.  © imago/Sylvio Dittrich

"Die Sprachbarriere ist sicher eines der größten Hindernisse bei Projekten", ergänzt Elbe-Fachmann Kubsch. Denn noch immer lehren zu wenig sächsische Schulen Tschechisch oder Polnisch als zweite Fremdsprache. Die Euroregionen-Chefs sprechen aber immerhin alle Tschechisch.

Titelfoto: Euroregion Elbe/Labe/123rf/Simon Dannhauer

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