Köpping verteidigt sächsische Corona-Politik: "Nicht alles schlechtreden"
Dresden - Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (64, SPD) blickt mit gemischten Gefühlen auf die Corona-Pandemie zurück und sieht trotz einiger Erfolge noch Baustellen.
"Zum Teil haben wir die richtigen Lehren gezogen. Man sollte nicht alles schlechtreden, was in dieser Zeit entschieden wurde", sagte sie im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
Es gebe aber noch offene Fragen. Als Beispiel nannte sie etwa einen ausreichenden Vorrat an Medikamenten und Schutzausrüstungen. Zudem sprach sie sich für ein Impfregister aus. "Wir brauchen eine Übersicht zum Impfstatus, um besser reagieren zu können. Es wird weitere Pandemien geben."
Köpping widersprach der Ansicht, in der Pandemie hätten Bundesländer ihr eigenes Süppchen gekocht. "Mit dem Infektionsschutzgesetz gab es eine gemeinsame Entscheidungsgrundlage. Da hat nicht jeder gemacht, was er wollte."
Sie habe es für richtig gehalten, dass die Länder je nach Lage und Impfquote auch eigene Entscheidungen trafen.
"Basismaßnahmen wie die Maskenpflicht oder die Isolationspflicht sollten aber einheitlich geregelt werden. Ein Flickenteppich an Maßnahmen ist den Menschen hier nicht zu vermitteln."
Föderale Prozesse und Falschmeldungen zu Impfungen hätten die Arbeit erschwert
"Schwierig war, dass sich unterschiedliche Gremien damit befassten", betonte die Ministerin. Die Länderchefs und die Gesundheitsminister hätten auf eigenen Konferenzen Beschlüsse gefasst. Je mehr Institutionen eingriffen, desto schwieriger sei es auch mit der Umsetzung geworden.
Die Ministerin ging auch auf die geringe Impfquote ein. Sachsen nimmt in der Deutschland-Statistik den letzten Platz ein. Sie sei oft von ihren Kollegen in den Ländern nach der Ursache gefragt worden. "Dort, wo die Unterstützung für die Impfung wie in den Großstädten gut war, gab es auch gute Zahlen. Doch wir hatten viel Gegenwind."
Noch heute würden aus den Reihen der AfD krude Dinge über die Impfung gesagt, sagte Köpping. Bei Social Media seien viele Falschmeldungen und Verschwörungstheorien im Umlauf gewesen. Das habe eine Aufklärung mitunter sehr schwer gemacht.
Köpping warnte davor, nun alle Maßnahmen im Rückblick zu verdammen. "Wir haben mit unseren 60 Corona-Verordnungen immer versucht, die Regeln an die Lage und neue wissenschaftliche Erkenntnisse anzupassen."
Aus heutiger Sicht sei die eine oder andere Maßnahme als falsch zu bewerten - etwa die Schließung von Schulen und Kinderspielplätzen. "Damals wusste man aber nicht, ob die Kinder eine besonders gefährdete Personengruppe sind."
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