Regisseurin aus Dresden gewinnt Festivalpreis für Kurzfilm über ukrainische Kriegsflüchtlinge

von Lilli Vostry

Dresden - Hinter den dunklen Hochhäusern steigt Rauch auf. Sirenen und Schüsse zerschneiden die Stille, der Himmel ist feuerrot. Eine Frauenstimme beschreibt in herzergreifenden Worten und erschütternden Bildern den Morgen, als der Krieg in der Ukraine begann.

Elena Pagel freudestrahlend über den Filmpreis am Laptop. Auf dem Bildschirm zu sehen ein Ausschnitt ihres Films, mit Hanna Anikeieva.
Elena Pagel freudestrahlend über den Filmpreis am Laptop. Auf dem Bildschirm zu sehen ein Ausschnitt ihres Films, mit Hanna Anikeieva.  © Petra Hornig

Wie sich das Leben der Menschen mit dem Angriffskrieg Putins vor einem Jahr veränderte, von ihren Ängsten und Hoffnungen erzählt der Kurzfilm "Kurz vor Sonnenaufgang. Hanna" von Elena Pagel.

Dieser entstand in ihrem im März 2022 begonnenen Filmprojekt mit Erzählungen von in Dresden lebenden Kriegsflüchtigen aus der Ukraine (zu sehen auf Youtube - WEseliska-Film).

Mit diesem Kurzfilm gewann die aus Russland stammende, in Dresden lebende Künstlerin diesen Monat den Wochenblatt-Publikumspreis bei den 6. Arlesheimer Kurzfilmtagen, einem Online-Festival in der Schweiz, mit 500 Franken Preisgeld dotiert.

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In ihrem Kurzfilm verbindet Pagel dokumentarische Nachrichtenbilder vom Ukraine-Krieg aus dem Internet und selbst geführte Interviews mit Geflüchteten. Eine von ihnen ist Hanna Anikeieva, Gestalttherapeutin und die Erste, mit der Pagel sprach.

Der Haarknoten schaukelt, sie trägt einen blauen Anorak und hält einen kleinen Hund mit Strickpullover in den Händen, während sie unter einem Baum im Hof der Villa Eschebach am Albertplatz vor der Kamera ihre bewegende Geschichte erzählt.

Der Kurzfilm auf YouTube: "Kurz vor Sonnenaufgang. Hanna"

Hanna wünscht sich, dass "Verwandte, Freunde und Bekannte am Leben bleiben"

Elena Pagel stolz mit der Trophäe.
Elena Pagel stolz mit der Trophäe.  © Petra Hornig

Wie sie den Kriegsbeginn erlebte und einen 15-jährigen Nachbarsjungen mitnahm auf der Flucht, da seine Eltern sie darum baten. Über die Westukraine, Budapest und Wien kamen sie nach Dresden. "Gib nicht auf! Hörst du", beschwört Hanna im Film ihre Landsleute.

Sie erzählt von der großen Hilfe der Freiwilligen, unter ihnen Russen, Ukrainer und Deutsche, die sie in Dresden erlebte. "Es war sehr rührend und gibt Hoffnung", sagt sie. Schweren Herzens verließ sie ihr lang erträumtes Haus in einem Ort bei Kiew.

Hannas größter Wunsch: dass "Verwandte, Freunde und Bekannte am Leben bleiben und der Sieg kommt für die Ukraine". Eine Woche war sie bei Pagel, dann reiste sie nach Spanien weiter, wohnt inzwischen in einer Wohngemeinschaft in Malaga. Sie telefonieren oft.

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Elena Pagel, die aus Sibirien kommt und seit 24 Jahren mit ihrer Tochter in Dresden lebt, arbeitet freiberuflich als Keramikerin, Fotografin und Filmemacherin, seit Januar dieses Jahres auch als Dolmetscherin und soziale Betreuerin in einer Unterkunft für ukrainische Flüchtlinge.

"Ich war schockiert, als dieser Krieg begann", erinnert sie sich. "Mit meinen Kurzfilmen will ich auch das russische Publikum erreichen, damit sie auch die andere Seite des Krieges und Geschichten aus dem wahren Leben sehen."

Titelfoto: Petra Hornig

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