Rettungsdienste am Limit! Rathaus schlägt Alarm
Dresden - Die Dresdner Rettungskräfte sind am Limit. Angepeilte Notruf-Zeiten können nicht gehalten, Einsatzfahrzeuge nicht in Betrieb genommen werden, weil dauerhaft Personal fehlt. Intern wird Alarm geschlagen. Bessert die Stadt nicht nach, wird geltendes Recht verletzt, Schadensersatzansprüche drohen.

"Das Ziel, 95 Prozent aller Notrufe innerhalb von 15 Sekunden anzunehmen, kann derzeit nicht gehalten werden. Die aktuellen Zahlen liegen lediglich bei 90 Prozent und haben sich gegen Ende des Jahres 2020 verschlechtert", warnt der zuständige Bürgermeister Detlef Sittel (53, CDU) in einem Rats-Dokument.
Die Gründe: Seit Jahren fehlt Personal, bereits vor Corona waren die Retter am Limit. Aktuell gehen in der zentralen Leitstelle aber 20 Prozent mehr Notrufe ein.
Die Folge laut Sittel: "Verschleißerscheinungen und krankheitsbedingte Ausfälle." Für die Integrierte Regionalleitstelle hätten längst zehn zusätzliche Kollegen eingestellt sein müssen.
Stadtrat Frank Hannig (50, Freie Wähler) fordert Aufklärung: "Ein Versagen mit Ankündigung: Bereits 2019, wenige Monate nach dem Wechsel in das 24-Stunden-Schicht-System, haben die dortigen Mitarbeiter auf fehlendes Personal hingewiesen."
Spätestens mit der Corona-Krise im Frühjahr wurde laut Hannig "aus fahrlässiger Untätigkeit ein Skandal. Menschenleben stehen auf dem Spiel".






30 weitere unbesetzte Stellen
Ein weiteres Problem: Nagelneue Rettungsfahrzeuge, darunter Notarzt- und Rettungswagen, sind zwar da, können aber nicht in Betrieb genommen werden. Dies verzögert sich teils um wenige Wochen, teils fast um ein Jahr. "Ursache für diese verzögerte Übernahme ist Personalmangel", warnt Sittel. Weitere knapp 30 Stellen sind demnach nicht besetzt.
Laut Sittel für Dresden eine rechtliche Gratwanderung. Krankenkassen und Landkreise haben sich zu den Zusatz-Stellen bekannt und zahlen.
"Das ist allen Beteiligten bewusst. Dennoch konnte keine abschließende Lösung gefunden werden. Hier muss ein Organisationsverschulden vermieden werden."
Titelfoto: Montage: Ove Landgraf, Steffen Füssel