Während Dresden im Absage-Chaos versinkt: OB Hilbert heimlich in Afrika

Dresden - Was macht OB Dirk Hilbert (50, FDP) in der bislang härtesten Pandemie-Phase seiner Stadt im Kongo? Eine geheim gehaltene "Dienstreise zur Vorbereitung einer Dienstreise" Ende voriger Woche nach Zentralafrika sorgt nun für reichlich Kopfschütteln und wahren Frust auf den Rathaus-Fluren.

War mal wieder auf Dienstreise: OB Dirk Hilbert (50, FDP).
War mal wieder auf Dienstreise: OB Dirk Hilbert (50, FDP).  © Holm Helis

Immer wieder wurde Hilbert in den letzten Jahren wegen auffallend vieler Dienstreisen kritisiert. 2018 erhielt er dafür sogar den Negativpreis "Schleudersachse" des Sächsischen Steuerzahlerbundes. Immer wieder gelang es Hilbert, die Reisen angemessen zu begründen, zudem fielen kaum Kosten an.

Doch jetzt das: Von Mittwoch bis Sonntag war Hilbert erneut, aktuell mit kleiner Delegation, in Dresdens Partnerstadt Brazzaville.

In diese Zeit höchster Anspannung im Rathaus fiel unter anderem die für viele Händler dramatische Absage der Dresdner Weihnachtsmärkte.

Kritik von den Linken

"Bei schwerer See gehört der Kapitän auf die Brücke": Linke-Chef André Schollbach (43).
"Bei schwerer See gehört der Kapitän auf die Brücke": Linke-Chef André Schollbach (43).  © Norbert Neumann

"Mitten in der dramatischsten Entwicklung der Corona-Krise mit den bislang schlimmsten Infektionszahlen und anhaltendem Impfchaos lässt Oberbürgermeister Hilbert die Stadt allein", kritisiert Linke-Chef André Schollbach (43).

Aus seiner Sicht hätte Hilbert in der Stunde der Not seine Verantwortung für Dresden und die Menschen hier vor Ort wahrnehmen müssen.

Hilbert selbst begründet seine Reise mit der Vorbereitung eines "weit größeren Termins" im Januar erneut in Brazzaville. "Vor Ort gibt es einen neu gewählten OB, es gibt Punkte, die kann man nicht über eine Videokonferenz abhaken, dafür muss man sich persönlich begegnen."

Dresden: Auf Dresdens größtem Friedhof sterben die Bäume!
Dresden Auf Dresdens größtem Friedhof sterben die Bäume!

Zudem seien Hilfsgüter mit in die Partnerstadt genommen, Hilfsprojekte konkretisiert worden: "Ich war zudem nicht aus der Welt, telefonisch war ich immer mit Dresden verbunden."

Im Februar 2020 war OB Hilbert bereits in Brazzaville.
Im Februar 2020 war OB Hilbert bereits in Brazzaville.  © Markus Weinberg

Linke-Chef Schollbach lässt das so nicht gelten. "Dieses Verhalten ist verantwortungslos und pflichtvergessen. Für einen guten und verantwortungsvollen Kapitän gibt es bei schwerer See nur einen Platz: auf der Brücke seines Schiffs."

Titelfoto: Holm Helis

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