Wieder kein Regen: Wird Sachsen jetzt zur Sahelzone?
Dresden - Sachsen sitzt auf dem Trocknen. Im April fiel fast kein Niederschlag. Nach zwei Dürrejahren gibt es keine Reserven. Das stellt besonders die Bauern vor große Herausforderungen.

Im April fielen bislang 1,5 Liter/Quadratmeter Regen, der normale Mittelwert für diesen Monat wären 52,8 Liter/Quadratmeter. Das ist so wenig wie seit 2007 nicht mehr.
Selbst im Dürrejahr 2019 waren es 27,8 Liter, 2018 sogar 61,9 Liter. In Sachsen trifft die Trockenheit die Bauern flächendeckend, wie Andreas Jahnel (49) vom Sächsischen Landesbauernverband bestätigt.
Winterweizen, Wintergerste und Raps, die im Herbst ausgesät wurden, wachsen schlecht. Mais und Kartoffeln, die derzeit ausgelegt werden, können aufgrund geringer Feuchte nicht keimen.
Da hilft auch das Wässern kaum, weil die Feuchte nicht tief genug eindringt. Nachtkälte und viel Wind trocknen den Boden zusätzlich aus.
Doch die Regenarmut bringt noch mehr Probleme: Um den 10. Mai wird der erste Grünschnitt gemacht. "Das Gras wächst aber nicht richtig", so Jahnel. Das zieht Futterknappheit nach sich. "Wenn der Mai keine Feuchtigkeit bringt, kann es wie 2018 enden."
"Die Pflanzen sind gestresst"

Da musste die magere Ernte früher eingeholt werden. Heiko Hennersdorf (57) von der Radeburger Agrargenossenschaft (3 000 Hektar) bestätigt: "Die Pflanzen sind gestresst. Aber es nützt nichts zu jammern. Wir müssen die Produktion aufrechterhalten." Dieser Tage wird der Mais gelegt, der im Herbst geerntet werden soll.
Der geringe Niederschlag macht sich auch beim Elbpegel bemerkbar. Der dümpelt bei 90 bis 95 Zentimeter in Dresden. "Wir beobachten das mit großer Sorge. Das könnte die Fortsetzung der dramatischen Situation für die Schifffahrt bedeuten", so Klaus Kautz, Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes.
Gut gefüllt sind derzeit zwar noch Sachsens Talsperren, wie Klingenberg (versorgt Dresden zu 60 Prozent) mit knapp 91 Prozent oder das Talsperrensystem mittleres Erzgebirge mit 98,5 Prozent. Doch: "Wenn keine Niederschläge kommen, sinken die Stände in den Talsperren mit der Zeit ab", so Katrin Schöne, Sprecherin der Landestalsperrenverwaltung.
Durch die niedrigen Grundwasserspiegel versickert zudem viel Niederschlag.
Titelfoto: Holm Helis