"Klima der Angst" an Thüringer Hotel: "Wir müssen darüber informieren"
Eisenach - Mobbing, Drohungen und Überwachungsmethoden - die Vorwürfe gegen das Fünf-Sterne-Hotel auf der Wartburg in Eisenach wiegen schwer.
Man habe "wirklich" alles versucht, doch sämtliche Gespräche und Bemühungen hätten nicht "gefruchtet", berichtet Jens Löbel gegenüber TAG24. Nach Angaben des Geschäftsführers der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Region Thüringen, sei keine "Verbesserung" eingetreten.
Die Zustände am Fünf-Sterne Hotel, welches zur arcona Hotel & Resorts Gruppe gehört, sind laut NGG "unhaltbar". Regelmäßig würden dort Arbeitnehmerrechte und die Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates missachtet, heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaft am Dienstag. "Wir müssen darüber informieren", betont Löbel gegenüber unserer Redaktion.
Das Fass zum Überlaufen gebracht habe die fristlose Kündigung des Betriebsratsvorsitzenden. Mit Schreiben vom 22. Oktober 2021 habe der Arbeitgeber die Zustimmung zur fristlosen Kündigung des Betriebsratsvorsitzenden beim Betriebsrat beantragt, heißt es.
Der Betriebsrat soll die Zustimmung allerdings verweigert haben. Daraufhin habe der Arbeitgeber einen Antrag auf Ersetzung der Zustimmung beim Arbeitsgericht in Suhl beantragt. "Hier soll ein aktiver Betriebsrat mundtot gemacht werden", betont Löbel.
Mehrfache Hilferufe der Hotel-Angestellten
Nach Angaben der NGG sind die vorgetragenen Gründe "allesamt fadenscheinig und entsprechen nicht der Wahrheit". Man hoffe, dass das Gericht der Argumentation der Gewerkschaft folge und die Zustimmung nicht erteile.
Seit dem Weggang des langjährigen Direktors im Jahr 2019 hätten sich die Arbeitsbedingungen in dem Eisenacher Hotel massiv verschlechtert, heißt es in der Mitteilung der Gewerkschaft. So sei bekannt geworden, "dass der Arbeitgeber mehrfach arbeitsunfähig geschriebene Kolleginnen und Kollegen zu Hause aufgesucht hat", schreibt die NGG.
Der Betriebsrat und auch die Beschäftigten hätten nach Angaben der Gewerkschaft mehrfach um Hilfe und Unterstützung gebeten. So habe es seitens der Mitarbeiter ein Schreiben gegeben, in dem man sich offiziell über das Verhalten des Direktors beschwert, an den Geschäftsführer der arcona Gruppe gegeben. Dieses sei laut NGG jedoch nicht auf "fruchtbaren Boden" gestoßen.
In einer Versammlung im Oktober 2020 habe der Direktor Beschäftigte angeschrien und ihnen mit bedrohlichen Gebärden Angst gemacht. Dabei sei eine Kollegin "seelisch zusammengebrochen", heißt es.
Löbel: "Man muss sich nicht wundern, wenn die wegrennen"
Auch von "Mobbing gegen Betriebsratsmitglieder" ist in der Mitteilung der NGG die Rede. "Beschäftigte erzählen mir, dass auf der Wartburg ein Klima der Angst herrscht", betont Jens Löbel.
Gerade in Zeiten, in denen das Gastgewerbe über Personalmangel klagt, sei das Verhalten des Arbeitgebers im Hotel auf der Wartburg für ihn nicht nachzuvollziehen. Man müsse sich - bezogen auf die vermeintlichen Zustände am Hotel auf der Wartburg - nicht wundern, wenn die Fachkräfte "wegrennen", so der Geschäftsführer der NGG Thüringen.
TAG24 wollte am Dienstagmittag auch das Hotel auf der Wartburg mit den Vorwürfen konfrontieren. Am Telefon hieß es, dass man sich wieder bei der Redaktion melden werde. Das ist bislang nicht passiert.
Titelfoto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa