Biografien sichtbar machen: Ehemaliges KZ Ohrdruf soll virtuellen Erinnerungsort bekommen

Ohrdruf/Gotha - Für die rund 20.000 Häftlinge im früheren Konzentrationslager Ohrdruf (Landkreis Gotha) soll ein virtueller Erinnerungsort geschaffen werden.

Den Angaben zufolge sollen mit dem Projekt Biografien sichtbar gemacht werden. Selbst, wenn es sich nur um "Bruchstücke" handle.
Den Angaben zufolge sollen mit dem Projekt Biografien sichtbar gemacht werden. Selbst, wenn es sich nur um "Bruchstücke" handle.  © Martin Schutt/dpa

In zum Teil mehrtägigen Workshops mit Künstlern, Experten und Zeugen sollen sich insbesondere Jugendliche des Themas annehmen und sich mit Formen der Erinnerung befassen, teilte die Stiftung Schloss Friedenstein zum offiziellen Projektstart am Mittwoch in Ohrdruf mit.

Gemeinsam wolle man sich auf die Suche nach den Namen und Schicksalen der Menschen begeben. "Und wenn es nur Bruchstücke von Biografien sind, wir sammeln sie ein, wir machen sie sichtbar", heißt es auf der Projektseite. Schulklassen und Gruppen können die verschiedenen Bildungsmodule kostenfrei buchen.

Das Außenlager Ohrdruf des Konzentrationslagers Buchenwald war das erste gegen Ende des Zweiten Weltkriegs von den West-Alliierten befreite KZ der Nationalsozialisten. Am 4. April 1945 erreichten amerikanische Soldaten das am Ortsrand von Ohrdruf gelegene Lager.

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Menschen aus mehreren europäischen Ländern wurden hierher verschleppt. Die Alliierten fanden dort Fotos von verhungerten, erschossenen und verbrannten Menschen vor.

Mehrere Kooperationen

Ihnen soll nun im Rahmen des partizipativen Vermittlungsprojekt "Deutsche Erinnerungslücke KZ Ohrdruf" ein digitaler Erinnerungsort gewidmet werden. Heute ist der Ort südlich vor Gotha ein Standortübungsplatz der Bundeswehr.

Das Projekt entsteht in Kooperation mit den Arolsen Archives (Unesco-Weltdokumentenerbe) und der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora sowie in Zusammenarbeit mit der Weimarer Mal- und Zeichenschule, der Bundeswehr sowie dem Staatlichen Schulamt Westthüringen.

Es ist Teil des Netzwerk-Projekts "Erinnern vor Ort" des Anne-Frank-Zentrums. Das Projekt wird durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.

Titelfoto: Martin Schutt/dpa

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