Kommentar zur Krawall-Nacht in Frankfurt: Migrations-Debatte führt nur zu rechter Hetze

Angesichts der Krawall-Nacht in Frankfurt warnt TAG24-Redakteur Florian Gürtler davor, nun eine unnötige Migrations-Debatte zu führen und wirft der Polizei vor, eben diese Debatte zu befeuern.

Frankfurt am Main - Erst die Ausschreitungen in Stuttgart, nun Krawalle und Randale auf dem Opernplatz in Frankfurt: Ja, es gibt offenbar bei einigen jungen Männern eine verhängnisvolle Tendenz, sinnlose Gewalt gegen Sicherheitskräfte einzusetzen.

Aufräumen nach der Krawall-Nacht: Mitarbeiter der Stadtreinigung beseitigen vor der Alten Oper Frankfurt Scherben einer zertrümmerten Bushaltestelle.
Aufräumen nach der Krawall-Nacht: Mitarbeiter der Stadtreinigung beseitigen vor der Alten Oper Frankfurt Scherben einer zertrümmerten Bushaltestelle.  © Frank Rumpenhorst/dpa

Insbesondere die Polizisten in Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet können hiervon ein Lied singen.

Eine Attacke mit Steinen, Dachlatten und Eisenstangen in Frankfurt-Griesheim am Karfreitag, ein Anschlag auf eine junge Polizistin mit einem rund 20 Kilogramm schweren Blumenkübel und ein regelrechter Hinterhalt, in den Polizeibeamte in Dietzenbach südlich von Frankfurt gelockt wurden stellen einen bedrohliche Liste dar, an deren Ende nun die Krawalle in der Nacht zu Sonntag in der Mainmetropole stehen.

In jedem Fall müssen diese Attacken aufgeklärt und die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen werden. Polizisten sind kein Freiwild, an dem aggressive Heißsporne straffrei ihren Mut kühlen dürfen.

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Ebenso wäre es sicher hilfreich, mit Sozialarbeit in den Milieus, aus welchen die Gewalttäter kommen, weiteren Eskalationen entgegen zu wirken.

Ob Sperrstunden oder Alkohol-Verbote hingegen wirklich notwendig sind (der Frankfurter Polizeipräsident Gerhard Bereswill brachte diese Begriffe am Montag in die Debatte ein), ist fraglich.

Ganz sicher falsch liegen all jene, die nun von härterem Durchgreifen der Polizei, gar von Gummigeschossen und Ähnlichem fabulieren. Dies würde im schlimmsten Fall nur eine weitere Gewalteskalation bewirken.

Krawalle in Frankfurt: Polizei muss sich auch kritisieren lassen

TAG24-Redakteur Florian Gürtler lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.
TAG24-Redakteur Florian Gürtler lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.  © Florian Gürtler

Die Polizei muss sich bei ihrem Umgang mit der Krawall-Nacht in Frankfurt aber auch kritisieren lassen.

War es wirklich notwenig, in der offiziellen Pressemitteilung zu den Ausschreitungen ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass unter den 39 festgenommenen Personen eine "überwiegende Mehrzahl" einen sogenannten Migrationshintergrund habe?

Noch fataler ist es, wenn ein Funktionär der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in einem öffentlichen Facebook-Post ebenfalls in Bezug auf die Ereignisse in Frankfurt von jungen Männer mit Migrationshintergrund schreibt und diesen unterstellt, sie würden "eine Integration in unsere Gesellschaft nicht wollen".

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Um dies klarzustellen: Nicht-Deutsche Wurzeln, also einen Migrationshintergrund, haben sehr viele Menschen in diesem Land.

Es ist jedoch egal ob die Eltern oder Großeltern eines straffällig gewordenen Menschen nun aus den Niederlanden, der Türkei oder Japan stammen. Ist die betreffende Person in Deutschland aufgewachsen, dann ist sie hier auch auf die eine oder andere Art integriert worden – und dann hat die Straffälligkeit dieser Person ihre eventuellen Ursachen in der deutschen Gesellschaft.

Die Polizei täte gut daran, derartige unnötige öffentliche Migrationsdebatten (wie es sie auch in Zusammenhang mit den Krawallen in Stuttgart gab) einfach zu  unterlassen – insbesondere vor dem Hintergrund blutiger rassistischer Gewalttaten, wie es sie in Hanau und Wächtersbach bei Frankfurt gab.

Denn im schlimmsten Fall befeuert sie damit rassistische Hetze und setzt sich selbst einem – hoffentlich unbegründeten – Rassismus-Verdacht aus.

Titelfoto: Frank Rumpenhorst/dpa, Florian Gürtler

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