Kult-Kicks, Filme, Ausstellungen: So boykottieren Hessens Fußball-Kneipen die WM 2022

Frankfurt am Main - Filmabend statt Fußball-Übertragung: Mehrere Kneipen, Vereine und Kultureinrichtungen in Hessen veranstalten während der umstrittenen Weltmeisterschaft, die an diesem Sonntag in Katar beginnt, ein Alternativprogramm.

In ganz Deutschland beteiligen sich Fußball-Kneipen am Boycott der WM in Katar.
In ganz Deutschland beteiligen sich Fußball-Kneipen am Boycott der WM in Katar.  © Sina Schuldt/dpa

Sie setzen unter anderem auf Ausstellungen oder zeigen alte Fußballspiele, andere Sportarten oder Filme.

Deutschlandweit haben sich aktuell rund 200 Kneipen der Aktion "#KeinKatarinmeinerKneipe" angeschlossen. Orte, die sonst während Live-Übertragungen großer Sportevents Tummelplatz für Fans sind, boykottieren die Fußball-WM.

Die dahinter stehende Initiative "BoycottQatar2022" zeigt den Kneipen und Fans in einem Ideenkasten auf ihrer Webseite Alternativen zum "TV-Glotzen". Darunter finden sich eigene Fußballturniere, Flohmärkte mit Fanartikeln, sogenannte "Boycott-Runs" oder das Zeigen von Fußballfilmen.

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In Kassel hat sich beispielsweise die Sportsbar "Zum Rauchfang" dem WM-Boykott angeschlossen.

Statt Live-Fußball ist neben gemütlichem Beisammensein ohne Fußball hier etwa ein Darts-Turnier geplant. "Bei uns bleibt der Fernseher auf jeden Fall aus", sagte ein Mitarbeiter.

Kasseler Fanprojekt zeigt lieber KSV-Kult-Kick statt WM-Finale

Unabhängig von der Initiative verzichten auch andere Einrichtungen auf ein Public Viewing. "Wir haben bisher alle Turniere, ob EM oder WM, gezeigt. Doch bei der WM in Katar bleibt die Leinwand aus", sagte Florian Haupt, Geschäftsführer des Rüsselsheimer Kulturzentrums "Das Rind".

Auch wenn es aus Kapazitätsgründen leider kein geplantes Alternativprogramm gebe, finden sich im Programm zahlreiche Überschneidungen mit der WM. Unter anderem laufen parallel zu WM-Spielen Jazz-Konzerte, eine Karaoke-Party sowie ein Kinofilm.

Statt des WM-Finales zeigt das Kasseler "Fanprojekt Fullestadt" lieber ein Spiel des KSV Hessen Kassel aus dem jahr 2006.
Statt des WM-Finales zeigt das Kasseler "Fanprojekt Fullestadt" lieber ein Spiel des KSV Hessen Kassel aus dem jahr 2006.  © Christian Hedler/dpa

Ein Alternativprogramm während der gesamten WM hat das Kasseler "Fanprojekt Fullestadt" entwickelt. Parallel zum WM-Eröffnungsspiel zwischen Gastgeber Katar und Ecuador beginnt an diesem Sonntag (20.11.) die Wanderausstellung "Flucht, Migration und Fußball".

Danach folgen bis zum Finale Vorträge, ein Fußballkonsolen-Turnier oder aktives Fußballspielen unter dem Motto "Selber Kicken statt Katar gucken".

Statt des WM-Finales (18. Dezember) zeigt das Fanprojekt außerdem ein Spiel des KSV Hessen Kassel gegen den FSV Frankfurt aus dem Jahr 2006.

Damals sicherte sich Kassel am letzten Spieltag der Saison mit einem knappen 1:0-Sieg gegen Spitzenreiter Frankfurt den Aufstieg in die Regionalliga.

Rund 200 Kneipenhaben sich deutschlandweit der Aktion "#KeinKatarinmeinerKneipe" angeschlossen.
Rund 200 Kneipenhaben sich deutschlandweit der Aktion "#KeinKatarinmeinerKneipe" angeschlossen.  © Marijan Murat/dpa

In Offenbach heißt das Motto "Tatort Offenbach statt Tatort Katar"

Bei einem alten Fußballklassiker Erinnerungen zu wecken, war auch der Plan des "Fördervereins für Offenbacher Fußballkultur", der die WM ebenfalls boykottiert.

"Wir wollten eigentlich das Pokalendspiel von 1970 zeigen, als die Kickers Offenbach den DFB-Pokal gewonnen haben. Davon gibt es aber in keinem Archiv mehr vollständige Aufzeichnungen", sagte Sven Malsy, Vorsitzender des Fördervereins.

Als Alternative entschied sich der Verein für die Polizeiruf-110-Folge "Abseitsfalle", die sich rund um die Kickers Offenbach dreht und genau wie ein Fußballspiel 90 Minuten gehe.

Parallel zum Anpfiff des zweiten Vorrundenspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen Spanien (27.11) heißt es daher dann "Tatort Offenbach statt Tatort Katar".

Titelfoto: Sina Schuldt/dpa

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