"Stöffsche", "grie Soß", "Dippemess" & "Labbeduddel": neuer Duden erklärt Hessisch

Frankfurt am Main/Berlin - Das Komikerduo Badesalz, die Hesselbachs, Heinz Schenk (†89) im "Blauen Bock" oder Bodo Bach (64) und "Maddin" Schneider (57): Hessisch haben die meisten Menschen in Deutschland schon mal gehört - "Medienhessisch".

Das Buch "Hessisch - vom Babbeln und Schnuddeln" ist jetzt beim Dudenverlag erschienen.
Das Buch "Hessisch - vom Babbeln und Schnuddeln" ist jetzt beim Dudenverlag erschienen.  © Bild-Montage: dpa/Andreas Arnold, Bibliographische Institut

So zumindest nennt es der Sprachwissenschaftler Lars Vorberger in seinem neuen, im Dudenverlag erschienenen Buch "Hessisch. Vom Babbeln und Schnuddeln".

Mit der eigentlichen Sprache ist es nicht ganz so simpel, denn Hessisch ist nicht gleich Hessisch. Wer sich in dieser Sprachlandschaft bewegt, befindet sich nach Ansicht des Sprachwissenschaftlers im "komplexesten Dialektgebiet auf deutschem Boden".

Alle hessischen Formen eines Wortes aufzuzählen, dafür hätte es Vorberger zufolge wohl Tausende Bücher gebraucht. Er hat sich deswegen einzelne Beispiele wie das "Stöffsche", "ahle Wurscht" oder die "Grie Soß" herausgesucht.

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Mit einzelnen Worten erklärt er in einer Art Wörterbuch, warum es "bei die Oma" heißt und nicht "bei der Oma" oder warum das Frankfurter Volksfest "Dippemess" genannt wird.

Und dass zum Handkäse keine "Musigg" gespielt wird, sondern dass das die "nette Umschreibung der körperlichen Folgen des Zwiebelkonsums" ist.

Auch Johann Wolfgang von Goethe "babbelte" wohl Hessisch

Das Goethe-Denkmal in Frankfurt am Main: Auch der große deutsche Dichter "babbelte" wohl Hessisch.
Das Goethe-Denkmal in Frankfurt am Main: Auch der große deutsche Dichter "babbelte" wohl Hessisch.  © dpa/Frank Rumpenhorst

"Auf Ebene der Dialekte unterscheiden wir vier große Räume: Nord-, Ost-, Zentral- und Südhessisch", schreibt Vorberger.

Dabei gehen die Dialekträume über die Grenzen des Bundeslandes hinaus. "Es gibt im Bundesland Hessen aber nicht nur viele verschiedene Dialekte, die dort gesprochenen Dialekte sind auch sehr vielfältig." In keiner anderen Gegend Deutschlands würden auf so kleinem Raum so viele Dialekträume unterschieden.

"Dabbes", "Hannebambel", "Labbeduddel": In Vorbergers Wörterbuch lernt man, das Schimpfwörter auf hessisch nicht so böse klingen. Dies hänge auch damit zusammen, dass es nicht immer eine eindeutige Übersetzung in die Standardsprache gebe.

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Er erklärt, warum der Vorname der Umweltaktivistin Greta Thunberg eher klingt wie die Insel Kreta, dass es im Hessischen den Genitiv so nicht gibt und, dass Goethe wohl Hessisch "gebabbelt" hat und die Dialekte "freundlich für die Ohren" sind.

Sprachen und Dialekte seien aber dynamisch - dass viele Menschen keine alten Dialekte mehr sprechen würden, heiße nicht, dass diese aussterben würden, so der Sprachwissenschaftler.

Vielmehr würden sie sich verändern, weiterentwickeln und in neuen Formen regionalen Sprechens aufgehen.

Titelfoto: Bild-Montage: dpa/Andreas Arnold, Bibliographische Institut

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