Virologe: Bevölkerung ist bereits größtenteils mit Corona durchseucht

Hamburg - Laut dem Hamburger Virologen Jonas Schmidt-Chanasit ist die Durchseuchung mit Corona bereits weit vorangeschritten. Unterdessen sinkt die Inzidenz in der Stadt.

Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit arbeitet am Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin.
Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit arbeitet am Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin.  © Daniel Bockwoldt/dpa

Der überwiegende Teil der Bevölkerung in Deutschland hat nach Einschätzung des Hamburger Virologen Jonas Schmidt-Chanasit bereits Kontakt mit dem Corona-Virus gehabt. "Die 'Durchseuchung', wenn man den Begriff verwenden will, hat für die meisten Bürgerinnen und Bürger längst stattgefunden", sagte der Forscher.

Durchseuchung sei aber keine Strategie, sondern beschreibe nur den Verbreitungsgrad einer Infektionskrankheit.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden in Deutschland bislang mehr als 29 Millionen Infektionen nachgewiesen. "Die Zahl kann man wegen der Dunkelziffer locker verdoppeln", sagte Schmidt-Chanasit. In Hamburg, das 1,9 Millionen Einwohner zählt, wurden laut RKI mindestens 659.561 Infektionen nachgewiesen.

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Die Impfung schütze zuverlässig vor schweren Verläufen, Tod und Long Covid, aber nicht dauerhaft vor einer Ansteckung, erklärte Schmidt-Chanasit. Solange es keinen Impfstoff gebe, der eine Infektion dauerhaft verhindere, werde sich jeder irgendwann infizieren.

"Es stimmt also nicht, zu sagen, es fände eine 'Durchseuchung' durch die Hintertür statt", weil die Infektionen ja immer stattgefunden haben und auch weiterhin stattfinden werden", sagte der Virologe.

Die Inzidenz in Hamburg sinkt wieder

In Hamburg liegt die Sieben-Tage-Inzidenz aktuell bei 751,9.
In Hamburg liegt die Sieben-Tage-Inzidenz aktuell bei 751,9.  © Christian Charisius/dpa

Hamburgs Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Infektionen ist im Wochenvergleich weiter gesunken. Die Gesundheitsbehörde gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche am Dienstag mit 751,9 an. In der vergangenen Woche hatte der Wert noch 825,3 betragen, in der Woche davor 887,7.

Aufgrund unterschiedlicher Berechnungsgrundlagen liegt die von der Hamburger Behörde angegebene Inzidenz über der des Robert Koch-Instituts. Das Institut nannte am Dienstag einen Wert von 657,8 für Hamburg. Bundesweit lag die Inzidenz demnach bei 702,4.

Trotz des zweiten Rückgangs der Inzidenz in Folge in den wöchentlichen Berichten ihrer Behörde wollte Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) noch nicht von einer Trendwende sprechen. "Wir sind wohl möglich auf einem Plateau. Ob wir durch die Sommerwelle schon durch sind - da hätte ich große Zweifel, die ist schon ziemlich massiv", sagte sie. Zudem sei die Dunkelziffer nach wie vor sehr hoch.

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Bei der Frage der vierten Impfung will Hamburg die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) abwarten. "Der Hamburger Senat äußert keine medizinischen Impfempfehlungen, sondern setzt die Empfehlungen der Stiko um", erklärte am Dienstag der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Martin Helfrich.

Zugleich könne aber auch für Menschen ab 60 Jahren eine zweite Auffrischung sinnvoll sein. Interessierte können sich für Beratung und Impfung an ihre Ärzte oder wenden oder die städtischen Impfangebote nutzen.

Titelfoto: Daniel Bockwoldt/dpa

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