Cum-Ex-Skandal: Fahnder finden 200.000 Euro in Schließfach von Johannes Kahrs

Hamburg - Ist Johannes Kahrs (58) in den Cum-Ex-Skandal um die Warburg-Bank verstrickt? Diese Frage wird brandaktuell aufgeworfen. In einem Bank-Schließfach des ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten aus Hamburg sollen Fahnder mehr als 200.000 Euro in bar gefunden haben.

Johannes Kahrs (58) war zuletzt haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, als er 2020 sein Amt überraschend niederlegte. (Archivbild)
Johannes Kahrs (58) war zuletzt haushaltspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, als er 2020 sein Amt überraschend niederlegte. (Archivbild)  © Kay Nietfeld/dpa

Ende September 2021 hatten Ermittler der Staatsanwaltschaft Köln im Zuge der illegalen Cum-Ex-Geschäfte Büros und Privaträume von Politikern und der Hamburger Finanzbehörde durchsucht. Bereits damals wurde bekannt, dass sie dabei auch Kahrs im Fokus haben.

Wie die Bild-Zeitung jetzt berichtet, soll dabei auch ein Schließfach des 58-Jährigen bei der Hamburger Sparkasse geöffnet worden sein. Bis zu 200.000 Euro in unterschiedlich großen Scheinen seien dabei gefunden.

Investigativ-Journalist Oliver Schröm kennt dem Tagesspiegel zufolge zentrale Ermittlungsdokumente: "Es waren konkret 214.800 Euro und dann noch 2400 US-Dollar, die in dem Schließfach gefunden wurden."

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So viel Bargeld zu besitzen, ist an sich kein Verbrechen. Woher stammt es? Die Frage bleibt offen.

Ermittler sehen den Fund als Indiz an, um ihre Spur zu verfolgen, dass sich Kahrs für die Warburg-Bank eingesetzt haben könnte, um sie vor einer Steuernachforderung in Höhe von 47 Millionen Euro zu schützen. Der Anfangsverdacht der Begünstigung zur Steuerhinterziehung steht im Raum.

Cum-Ex-Skandal um Warburg-Bank: Was weiß Bundeskanzler Olaf Scholz?

Im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Cum-Ex-Skandal wird demnächst der Bundeskanzler aussagen.
Im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Cum-Ex-Skandal wird demnächst der Bundeskanzler aussagen.  © Marcus Brandt/dpa

Der Skandal um die Warburg-Bank betrifft auch Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD), der zur fraglichen Zeit Bürgermeister in Hamburg war. Er soll sich in den Jahren 2016 und 2017 mehrmals mit Christian Olearius (80) und Max Warburg (74), beide Gesellschafter der Warburg-Bank, getroffen haben. Diese Treffen sollen von Kahrs vermittelt worden sein. Scholz behauptet, er könne sich an das Besprochene nicht erinnern.

Zu dem Zeitpunkt soll die Bank der Stadt 47 Millionen Euro Steuern aus den illegalen Cum-Ex-Geschäften geschuldet haben. 2016 entschied sich die Finanzbehörde, die Ansprüche verjähren zu lassen. Daher besteht der Verdacht, dass die Warburg-Bank mit den Treffen Einfluss auf die Entscheidung der Finanzbehörde – unter dem damaligen Finanzsenator und heutigem Bürgermeister Peter Tschentscher (56, SPD) – genommen haben könnte.

Ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss (PUA) der Bürgerschaft untersucht die Geschehnisse. Am 19. August soll Kanzler Scholz dort zum zweiten Mal aussagen. Licht ins Dunkle könnte Kahrs bringen. Doch der macht laut Bild-Angaben von seinem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch. Der 58-Jährige selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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Rund 22 Jahre saß Kahrs als direkt gewählter Vertreter des Wahlkreises Hamburg-Mitte für die SPD im Bundestag, bis er im Mai 2020 überraschend sein Mandat niederlegte und von allen politischen Ämtern zurücktrat. Kurz zuvor schlug die Fraktionsspitze Eva Högl (53, SPD) als Wehrbeauftragte vor, das Amt wollte der 58-Jährige selbst bekommen.

Titelfoto: Kay Nietfeld/dpa

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