Statue in KZ-Gedenkstätte Neuengamme zerstört
Hamburg - Auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Neuengamme in Hamburg wurde eine Statue schwer beschädigt.
Zwei Besucherinnen bemerkten am Mittwochmittag, dass die Bronzestatue "Die Verzweiflung von Meensel-Kiezegem" umgestoßen wurde, teilte die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen (SHGL) mit.
Das betroffene Standbild wurde von der belgischen Künstlerin May Claerhout geschaffen und steht im Gedenkhain der Gedenkstätte. Es zeigt eine trauernde Frau und erinnert an die Opfer aus Meensel-Kiezegem in Belgien. Die Statue ist den ermordeten Einwohnern, ihren Müttern und Witwen gewidmet.
Als Vergeltung nach der Erschießung eines Kollaborateurs verschleppte die SS im August 1944 alle erwachsenen Männer der Gemeinde in Flandern. Vier wurden sofort erschossen, 71 weitere wurden mit den letzten Deportationszügen ins KZ Neuengamme transportiert.
Nur acht davon überlebten die Haft im Hamburger Konzentrationslager und kehrten nach Kriegsende zurück.
Gedenkstätte verurteilt die Tat und will rasch handeln
Derzeit befinden sich viele Angehörige aus verschiedenen Ländern in der Gedenkstätte, da dort das internationale "Forum Zukunft der Erinnerung" stattfindet. Außerdem beginnt am Freitag der Kongress der Amicale Internationale KZ Neuengamme, das ist ein Dachverband ehemaliger Häftlinge, ihrer Angehörigen und Hinterbliebenen.
Freddy Duerinckx, Angehöriger eines aus Meensel-Kiezegem Deportierten zeigte sich tief erschüttert: "Es ist sehr emotional für mich. Ich sehe in der Statue meine Mutter. 1998 haben wir die Statue hier errichtet. Jedes Jahr kommt eine Delegation aus Meensel-Kiezegem, um die Mütter und die Opfer zu ehren. Ich kann die Tat nicht verstehen. Vandalismus zeigt keinen Respekt für die Opfer."
"Wir verurteilen die mutwillige Beschädigung des Denkmals für die Opfer aus Meensel-Kiezegem", sagte Oliver von Wrochem, Stiftungsvorstand. Er fügte hinzu: "Wir sind sehr betroffen, dass unsere belgischen Gäste mit einem solchen Akt der Zerstörung konfrontiert sind."
Die Polizei ermittelt in dem Fall. Zentral dabei ist die Frage, ob es sich um Vandalismus oder eine politische Tat handelt. So oder so verprach SHGL-Pressesprecherin Iris Groschek: "Wir werden die Statue schnell wieder aufstellen lassen."
Titelfoto: Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen