Zins-Schock, Mega-Inflation und Putins Krieg: Immobilienboom endet – auch in Hamburg?

Hamburg - Jahrelang kannten die Immobilienpreise in Hamburg nur eine Richtung: Es ging von einem Rekordpreis zum nächsten. Doch jetzt scheint ein Ende des Booms in Sicht zu sein.

Wohnungen in Hamburg wurden in den vergangenen Jahren immer teurer.
Wohnungen in Hamburg wurden in den vergangenen Jahren immer teurer.  © Marcus Brandt/dpa

Wie das Portal immowelt am heutigen Dienstag mitteilte, ist die Zeit der großen Preissteigerungen voraussichtlich vorbei. Die Experten gehen in den meisten Städten bis Ende des Jahres von stagnierenden bis leicht sinkenden Preisen aus.

Noch Anfang Februar rechnete immowelt damit, dass Wohnungskäufer in Hamburg im Durchschnitt 14 Prozent mehr zahlen müssen. Doch seitdem hat sich die Welt drastisch gewandelt. Gleich drei veränderte Faktoren sind Grundlage für die neue Einschätzung.

Besonders bemerkbar machen sich die stark gestiegenen Zinsen für Baukredite. Seit Anfang des Jahres haben sie sich mehr als verdoppelt. Im Januar wurden zehnjährige Darlehen zu einem Zinssatz von 1,38 Prozent angeboten, Ende April waren es laut immowelt bereits 3,05 Prozent. Dadurch stieg die monatliche Belastung durch Zins und Tilgung um mehrere hundert Euro.

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Wer beispielsweise eine 537.000 Euro teure Hamburger Wohnung zu 95 Prozent durch Kredit finanzieren will, hätte bei Abschluss im Januar eine monatliche Rate von 1440 Euro an die Bank zahlen müssen, mit Unterschrift im April unter dem Kreditvertrag wären es bereits 2150 Euro gewesen – also 710 Euro mehr.

Diese Entwicklung der Immobilienpreise werden in Hamburg erwartet

Hamburg hat zwar viel Wohnraum neugebaut, wie hier in Wilhelmsburg, aber Mieten und Preise sind dennoch stark gestiegen.
Hamburg hat zwar viel Wohnraum neugebaut, wie hier in Wilhelmsburg, aber Mieten und Preise sind dennoch stark gestiegen.  © Markus Scholz/dpa

Gleichzeitig gebe es nach immowelt-Angaben Unsicherheiten durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, die sich auf den Immobilienmarkt auswirken. Zusätzliche Sorgen löst die Inflation aus, die im April mit 7,4 Prozent seit Jahrzehnten einen Höchststand markierte.

"Die aktuellen Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine, die hohe Inflation und die steigenden Bauzinsen führen dazu, dass der Immobilienboom voraussichtlich noch in diesem Jahr endet", sagt Felix Kusch, Country Managing Director immowelt.

Seiner Einschätzung nach bewegen sich die Kaufpreise nach der jahrelangen Preisrallye in den meisten Städten künftig seitwärts. "Mancherorts kommt es auch schon jetzt zu leichten Preiskorrekturen nach unten. Sollten die Bauzinsen noch stärker steigen, sind auch spürbare Rückgänge denkbar."

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Mit hohen Rückgängen wird vor allem in Frankfurt am Main (-5 Prozent), Leipzig (-4 Prozent) und Berlin (-3 Prozent) gerechnet. Und was ist mit Hamburg? Auch hier wird die Nachfrage nach Wohnungen und Häusern wohl abnehmen. Dennoch rechnet immowelt nicht mit einer kompletten Trendumkehr.

In Hamburg gebe es weiter Luft nach oben. Aber anstatt der im Februar erwarteten 14 Prozent Steigerung gehen die Experten nur noch von 2 Prozent mehr aus. Das dürften sich dennoch nur wenige Menschen leisten können.

Titelfoto: Marcus Brandt/dpa

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