Kein Ende der Energiepreis-Steigerungen: Senator rechnet mit "harten Belastungen"

Hamburg - Hamburgs Umweltsenator und Aufsichtsratschef der neuen städtischen Hamburger Energiewerke, Jens Kerstan (56, Grüne), hat die Menschen auf weiter massiv steigende Energiepreise eingeschworen.

Umweltsenator Jens Kerstan (56, Grüne) will die Energieversorgung in Hamburg umweltfreundlicher aufstellen. (Archivbild)
Umweltsenator Jens Kerstan (56, Grüne) will die Energieversorgung in Hamburg umweltfreundlicher aufstellen. (Archivbild)  © Marcus Brandt/dpa

"Mit der nächsten Jahresabschlussrechnung (...) werden harte Belastungen auf die Menschen zukommen, die viele wirklich bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit belasten werden", warnte der Politiker am Montag bei der Präsentation des ersten Geschäftsberichts der Hamburger Energiewerke.

Er gehe davon aus, dass viele Preiserhöhungen von weit über 100 Prozent verkraften müssten.

Wie stark die Preise schon vor dem russischen Angriff auf die Ukraine gestiegen sind, lasse sich auch an der Bilanz der frisch fusionierten städtischen Unternehmen Hamburg Energie und Wärme Hamburg ablesen.

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So hätten die neuen Hamburger Energiewerke in ihrem ersten Jahr statt eines erwarteten millionenschweren Verlusts 5,9 Millionen Euro Gewinn gemacht, sagte der Sprecher der Geschäftsführung, Christian Heine.

"Das ist 30,8 Millionen Euro über Plan." Vor allem das vierte Quartal 2021 habe dem Anbieter von Ökostrom, Biogas und Fernwärme erhebliche Umsatzzuwächse auf insgesamt knapp 779 Millionen Euro gebracht.

Hamburger Energiewerke verdienen vor allem an Kohle

Das Heizkraftwerks Tiefstack arbeitet mit Kohle.
Das Heizkraftwerks Tiefstack arbeitet mit Kohle.  © Marcus Brandt/dpa

Auch Geschäftsführer Michael Prinz geht davon aus, dass die Energiepreise weiter steigen werden. Konkrete Zahlen nannte er jedoch nicht. Das wären nur Spekulationen, da die Preise an der Strombörse derzeit in zweistelligen Prozentbereich schwankten.

Umso wichtiger sei es, den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben. Im vergangenen Jahr hätten die Energiewerke insgesamt 160 Projekte mit einer Investitionssumme von knapp 90 Millionen Euro verfolgt.

Kerstan sagte, die Erlöse seien natürlich erfreulich. "Aber man muss auch ganz hart und böse sagen, das ist einfach dreckiger Kohlestrom, mit dem wir uns im Moment dumm und dusselig verdienen", sagte er mit Blick auf die beiden vor allem für die Fernwärme noch relevanten Kohlekraftwerke Wedel und Tiefstack.

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Das wolle der Senat den Bürgerinnen und Bürgern etwa über neue Beratungsangebote zurückgeben. Sie sollten selbst möglichst rasch aus den fossilen Energien aussteigen können, "damit sie dann in Zukunft solche irren Preissteigerungen nicht mehr verkraften müssen".

Das Kohlekraftwerk Wedel soll 2025 abgeschaltet und am Standort Dradenau durch eine Gas- und Dampfturbinen-Anlage in Kombination mit klimaneutralen Wärmequellen ersetzt werden. Tiefstack wiederum soll spätestens 2030 abgeschaltet werden. Danach soll unter anderem mit Abwärme aus Industrie und Müllverbrennung sowie mit Flusswärmepumpen klimaneutral Energie gewonnen werden.

Titelfoto: Montage: Marcus Brandt/dpa, Marcus Brandt/dpa

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