Pöbelndes Publikum in der Hamburger Staatsoper: "Das ist ja wie eine Generalprobe!"

Hamburg - Von der Premiere von Puccinis Werk "Il trittico" in der Hamburger Staatsoper hatte sich Axel Ranisch (39) vermutlich einen gelungenen Abend erhofft. Quittiert wurde seine neugedachte Inszenierung allerdings mit Pöbeleinen statt mit Bravo-Rufen.

Gejubelt wurde am Ende dann aber doch. Zwar nicht für die Regie, dafür aber für den Operngesang.
Gejubelt wurde am Ende dann aber doch. Zwar nicht für die Regie, dafür aber für den Operngesang.  © Markus Scholz/dpa

Wenn man etwas von einem vermeintlich intellektuellen Opern-Publikum nicht erwartet, dann sind es Zwischenrufe während einer Vorstellung. Offensichtlich hat sich das geändert. So zumindest am gestrigen Mittwoch.

Der 39-jährige "Spielleiter", wie er sich selbst gerne bezeichnet, betritt mit seiner Inszenierung neue Wege, indem er die drei Einakter "Gianni Schicchi", "Il tabarro" und "Suor Angelica" durch die Erzählung - mithilfe von Videoeinspielungen - von der fiktiven Schauspielerin Chiara de Tanti miteinander verbindet und dem Ganzen so einen Rahmen gibt.

Zum Teil sehr zum Missfallen des anwesenden Publikums, wie jetzt unter anderem der NDR berichtete. Zwischenrufe wie "Aufhören!", "Wir sind in der Oper!" und "Das ist ja wie eine Generalprobe!" waren zu hören.

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Muss das sein? Wieso meinen Zuschauer inzwischen, ihrem Unmut während einer Vorstellung Ausdruck verleihen zu müssen, statt einfach den Saal zu verlassen oder in der Pause über das Stück zu debattieren? Fragen, die wohl nur die Störenfriede selbst beantworten können.

Gejubelt wurde am Ende dann aber doch. Zwar nicht für die Regie, dafür aber für den Operngesang.

Axel Ranisch erklärt seine Inszenierung auf Instagram

"Il trittico" an der Staatsoper Hamburg

Zwischenrufe nicht nur in der Oper

Axel Ranisch (39) hatte sich seine Premiere von "Il trittico" vermutlich anders vorgestellt. (Archivbild)
Axel Ranisch (39) hatte sich seine Premiere von "Il trittico" vermutlich anders vorgestellt. (Archivbild)  © Nicolas Armer/dpa

Neu sind Zwischenrufe natürlich nicht. Gerade Stand-up-Comedians "leiden" darunter, dass immer wieder besonders witzige Zuschauer meinen, ihren ach so wichtigen Senf in Richtung Bühne brüllen zu müssen. Zum Missfallen des restlichen Publikums, das sich gestört oder gar peinlich berührt fühlt.

Dass "Hochkultur" auch anders kann, zeigte zuletzt der damalige Ballettdirektor Marco Goecke (50), der eine Journalistin ob einer Kritik seines Werkes wortwörtlich mit Scheiße beschmiss. Ob das wohl der Auslöser dafür war, dass sich auch das Publikum am Mittwochabend dachte, dass es völlig legitim sei, es dem 50-Jährigen gleichzutun? Nur andersherum und mit weniger Hunden involviert?

Ist das etwa das neue Publikum der "Hochkultur"?

Titelfoto: Nicolas Armer/dpa, Markus Scholz/dpa

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