Neue Pläne für den Bau der U5: Wie klimafreundlich sind sie wirklich?

Hamburg - Der Bau der neuen U-Bahnlinie U5 soll dank klimafreundlicher Bauverfahren mit weniger CO2-Emissionen auskommen. Es gibt jedoch jetzt schon Kritik.

Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks enthüllt den zukünftigen Namen der U-Bahnstation "Barmbek Nord" der Linie U5.
Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks enthüllt den zukünftigen Namen der U-Bahnstation "Barmbek Nord" der Linie U5.  © Georg Wendt/dpa

"Gemeinsam mit den Partnern aus der Industrie sollen so die CO2-Emissionen beim Bau um 70 Prozent gesenkt werden und während der Bauzeit pro Jahr durchschnittlich weniger als 0,4 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes Hamburgs ausmachen", sagte Verkehrssenator Anjes Tjarks (41, Grüne) am Dienstag bei der Vorstellung der neuen Klimaschutzmaßnahmen für den Bau der U5.

Nach Angaben der Hochbahn entstehen beim U-Bahn-Bau vor allem durch den Einsatz von Stahl und Beton große Mengen des klimaschädlichen Gases CO2.

Mit CO2-reduzierten Baustoffen und optimierten Bauprozessen sollen diese "massiv verringert werden", berichtete der städtische Verkehrsbetrieb.

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Davon verspricht die Hochbahn auch einen Schub für die Produktion CO2-armer Baustoffe.

"Grüner" Stahl verbessert das Vorhaben nur auf dem Papier

Während die meisten Stimmen zu den neuen Bauplänen positiv ausfallen, kritisieren der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und Naturschutzbund Deutschland (NABU) das Vorhaben.

"Alle Maßnahmen zur Vermeidung von CO2 durch materialreduzierte und effiziente Bauweise sind zu begrüßen, da sie die Klimabilanz der U5 verbessern. Die CO2-Abscheidung und Verpressung bei den Zementherstellern ist aber weder ausreichend erforscht noch würde sie in die Hamburger Klimabilanz eingehen", kritisierte Lucas Schäfer (28), Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg. Dazu komme, dass die Technik selbst große Mengen an zusätzlicher Energie verbrauche und damit deren Klimabilanz verschlechtere.

Auch die Verwendung von "grünem" Stahl, der mithilfe von Wasserstoff produziert werde, verbessere die CO2-Bilanz des U-Bahn-Baus nur auf dem Papier.

"Grüner" Wasserstoff werde aus regenerativem Strom hergestellt und solange dieser nicht in ausreichender Menge vorhanden sei, seien darin die CO2-Emissionen der Kohle- und Gaskraftwerke sowie vorläufig sogar Atomstrom enthalten.

NABU-Vorsitzender: "Das Artensterben wird sich weiter verstärken, wenn wir so weitermachen!"

NABU-Vorsitzender Malte Siegert denkt an das Wohl der Tiere.
NABU-Vorsitzender Malte Siegert denkt an das Wohl der Tiere.  © picture alliance/Daniel Bockwoldt/dpa

Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg, sieht noch ein anderes Problem beim Bau der neuen U-Bahn-Linie: "Die Chancen, die klimafreundlicheres Bauen potenziell ermöglichen, dürfen nicht dazu führen, dass weiterhin auf Kosten von Umwelt und Natur Flächen in Anspruch genommen werden - nur weil es klimaneutral ist.

Denn: Der Kröte ist es im Zweifel egal, ob ihr Lebensraum von klimaneutralem oder konventionellem Beton zugepflastert wird. Das Artensterben wird sich weiter verstärken, wenn wir einfach so weiter Fläche in Anspruch nehmen wie bisher. Die Zukunft des Bauens muss deshalb nicht nur klima-, sondern dringend auch naturverträglich sein."

Das gesamte U5-Projekt umfasst eine Strecke von rund 24 Kilometern. Sie soll von Bramfeld über Steilshoop und die City Nord zum Hauptbahnhof führen und von dort durch die Innenstadt über Universität und Uniklinik zu den Arenen im Volkspark. Der Probebetrieb auf dem ersten, knapp sechs Kilometer langen Abschnitt U5-Ost ist für Ende 2027 geplant.

Titelfoto: Georg Wendt/dpa

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