"Parking Day" in Hamburg: Weg mit den Parkplätzen, her mit der Natur

Hamburg – Statt mit parkenden Autos besetzt zu sein, erblühten Hamburgs Parkbuchten im Rahmen des "Parking Days" am heutigen Freitagmittag in einem neuen Glanz. Mitten im typischen Stadtverkehr wurde gepicknickt, gequizzt, Yoga praktiziert und Schach gespielt.

Paul Schmid vom BUND Hamburg ist für eine autofreie Zukunft.
Paul Schmid vom BUND Hamburg ist für eine autofreie Zukunft.  © Madita Eggers/TAG24

Vor die Tür treten und eine Schlange von parkenden Autos gegenüberstehen, das soll bald der Vergangenheit angehören. Zumindest wenn es nach der europaweiten Initiative "Parking Day" geht, die darauf aufmerksam machen will, dass viele Autos im Schnitt 23 Stunden am Tag nicht bewegt werden.

Dabei nehmen sie auf einem öffentlichen Parkplatz 12 bis 15 Quadratmeter Raum ein. Bei mehr als 800.000 Autos in Hamburg sei das eine Fläche sechsmal so groß wie die Alster, so der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der den "Parking Day" seit vier Jahren in Hamburg organisiert.

Für einen Nachmittag wurden dafür Parkplätze in der Innenstadt und in Eppendorf zum Erlebnisraum: Es wurde Yoga gemacht, Schach gespielt und eine mobile Fahrradwerkstatt bot sogar einen Reparatur-Service an.

"Autos müssen aus den Köpfen der Menschen raus!"

Entspannen statt genervte Parkplatzsuche: Der "Parking Day" schaffte Erlebnisse.
Entspannen statt genervte Parkplatzsuche: Der "Parking Day" schaffte Erlebnisse.  © Madita Eggers/TAG24

"In vielen Teilen der Stadt parken Menschen sehr günstig im öffentlichen Raum, ein Stellplatz in der Tiefgarage kostet hingegen um die 150 Euro. Das wäre im Grunde der Preis, der der öffentliche Raum zum Parken auch kosten müsste, damit Anreize gegeben werden, dass die Menschen ihr Auto auf vorhandene Parkplätze und nicht im öffentlichen Raum abstellen", sagte Paul Schmid vom BUND Hamburg im Gespräch mit TAG24.

Auf lange Sicht sei eine autofreie Innenstadt natürlich das Beste. "Aber zuerst müssen die Autos nicht raus aus der Stadt, sondern raus aus den Köpfen der Leute, sodass diese merken, wir können auch ohne Auto", so Schmid.

Strecken von vier bis fünf Kilometer könne man locker zu Fuß oder mit dem öffentlichen Nahverkehr zurücklegen. Eigentlich bräuchte man ein Auto nur für den Transport und dafür gebe es genug Carsharing-Angebote.

Yoga quasi mitten auf der Straße: Der "Parking Day" machte es möglich.
Yoga quasi mitten auf der Straße: Der "Parking Day" machte es möglich.  © Madita Eggers/TAG24

Die Veränderung muss erlebt werden

Christoph Nitzel und Christine Brandt von "Greenpeace" nutzen den freien Platz für ein Open-Air-Schachspiel.
Christoph Nitzel und Christine Brandt von "Greenpeace" nutzen den freien Platz für ein Open-Air-Schachspiel.  © Madita Eggers/TAG24

Zum ersten Mal beim "Parking Day" informierte auch "Greenpeace" die Besucher: "Es ist eine super Aktion, um den Leuten zu zeigen, wie schön die Welt sein kann, wenn es weniger Autos gäbe und Städte grüner wären", so Christoph Nitzel von der Umweltorganisation gegenüber TAG24.

"Es ist nicht nur wichtig, dass wir grüne Flächen haben, sondern auch, dass wir nicht noch mehr Flächen versiegeln. Wir brauchen die Natur für das Klima und die Artenvielfalt. Ohne diese haben wir keine Luft zum Atmen und keine Lebensmittel", ergänzt "Greenpeace"-Kollegin Christine Brandt.

Maßnahmen, um das Auto weniger attraktiv zu machen, wären der Erhalt des 9-Euro-Tickets und mehr Projekte wie die Fahrradstraße in Hamburg.

"Die Hürden, die vor uns liegen, sind oft psychologischer Natur. Das Auto ist für viele ihr liebstes Kind und Radfahren gilt als gefährlich. Dieser Umdenkprozess, das Fahrradfahren mit positiven Emotionen verbunden wird, ist ein langsamer Lernprozess. Der eher damit zusammenhängt, dass zum Beispiel der eigene Nachbar davon schwärmt und nicht wir wieder ankommen und ihnen sagen, wie schlecht das Autofahren ist."

Heutzutage würden aufklärerischen Kampagnen nur noch ganz wenige Leute erreichen: "Die Leute müssen die Veränderung erleben, sonst werden sie nie von ihren Gewohnheiten abweichen." Deswegen sei der "Parking Day" auch so toll, sind sich die Beteiligten sicher.

Titelfoto: Madita Eggers/TAG24

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