Nachfolger für 9-Euro-Ticket: Hamburg fordert Flatrate für ganz Deutschland

Hamburg - Die Stadt Hamburg will sich für ein Nachfolgemodell für das 9-Euro-Ticket starkmachen. Die Parteien fordern dafür mehr Geld vom Bund.

Anjes Tjarks (41, Grüne) ist Verkehrssenator im Hamburger Rathaus.
Anjes Tjarks (41, Grüne) ist Verkehrssenator im Hamburger Rathaus.  © Marcus Brandt/dpa

"Ich möchte, dass der öffentliche Nahverkehr einfach benutzbar ist, dass das Thema digital angeboten wird und dass wir zu einem Ticket kommen, das zweistufig funktioniert", sagte Verkehrssenator Anjes Tjarks (41, Grüne) am Dienstag.

Dabei solle eine zweistufige Lösung für Familien und Menschen mit geringem Einkommen angeboten werden. "Wir brauchen eine einheitliche deutschlandweite Flatrate für den öffentlichen Nahverkehr", so Tjarks.

Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) hatte zwei Monate nach der Einführung des 9-Euro-Tickets zuletzt ein positives Fazit gezogen.

Sind "Skiferien" nur für die Reichen? Planänderung in Hamburg gefordert
Hamburg Politik Sind "Skiferien" nur für die Reichen? Planänderung in Hamburg gefordert

Auch die Hamburger SPD sieht das Ticket als Erfolgsmodell.

Parteien sehen Bund in der Pflicht

Dennis Thering (38) ist CDU-Fraktionsvorsitzender in der Hamburger Bürgerschaft.
Dennis Thering (38) ist CDU-Fraktionsvorsitzender in der Hamburger Bürgerschaft.  © Christian Charisius/dpa

"Wir brauchen dauerhaft ein finanziell attraktives, verbundübergreifendes Anschlussangebot, um die vielen neuen Fahrgäste nicht wieder zu verlieren", sagte Ole Thorben Buschhüter (46, SPD).

Das 9-Euro-Ticket habe die Schwächen der Bahn offengelegt. "Die Mobilitätswende kann nur gelingen, wenn wir den ÖPNV weiter kräftig ausbauen", so der Sozialdemokrat. "Ohne Unterstützung wird es nicht gehen. Der Bund steht in der Verantwortung. Wir müssen jetzt die Gunst der Stunde nutzen."

Die CDU lobte das 9-Euro-Ticket, übte aber Kritik am Rathaus. "Das 9-Euro-Ticket erfreut sich großer Beliebtheit. Uns überrascht der Erfolg überhaupt nicht. Es ist eher überraschend, dass SPD und Grüne so überrascht sind", sagte Dennis Thering (38), Vorsitzender der CDU-Fraktion. Die CDU fordere schon lange die Einführung eines 365-Euro-Tickets. "Vielleicht findet endlich ein Umdenken statt", so der Politiker.

FDP will Grunderwerbsteuer in Hamburg aussetzen
Hamburg Politik FDP will Grunderwerbsteuer in Hamburg aussetzen

Ähnlich wie SPD und CDU fordert auch die Linke einen Ausbau des ÖPNV. Allerdings solle Hamburg nicht auf den Bund warten. "Der große Erfolg des 9-Euro-Tickets zeigt, wie wichtig der Preis ist", sagte Heike Sudmann (60, Linke). "Der Senat muss nicht auf den Bund warten, sondern kann seinen Zuschuss an den HVV erhöhen und damit die Fahrpreise senken, statt sie zu erhöhen."

Eine Erhöhung sei in der Klimakrise der "völlig falsche Weg", so Sudmann.

Kritik an der teuren Monatskarte in Hamburg

Anna von Treuenfels-Frowein (60) sitzt für die FDP in der Hamburgischen Bürgerschaft.
Anna von Treuenfels-Frowein (60) sitzt für die FDP in der Hamburgischen Bürgerschaft.  © Georg Wendt/dpa

Kritik kam von der AfD: "Die hohen Fahrgastzahlen sprechen für sich. Zur Wahrheit gehört allerdings: Dichtes Gedränge, brechend volle Bahnen und verspätete Züge sind kein Erfolg wie Verkehrssenator Tjarks uns glauben machen will", sagte AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann (64).

"Noch nie hat es so viele fluchende Berufspendler gegeben." Rot-Grün habe es versäumt, der absehbaren Überlastung entgegenzuwirken. "Das 9-Euro-Ticket ist dauerhaft nicht finanzierbar, sondern lediglich kurzfristige Symbolpolitik", so Nockemann.

Auch FDP-Abgeordneten Anna von Treuenfels-Frowein (60) kritisierte den Verkehrssenator. Statt Millionen Euro in den "fahrradfokussierten Umbau der Straßenräume" zu investieren, sollte Tjarks das Geld besser für den HVV verwenden. "Der Verkehrssenator könnte auch endlich einen größeren Verkehrsverbund im ganzen Norden anstoßen", sagte sie.

In keiner deutschen Großstadt sei der ÖPNV so teuer wie in Hamburg, so die FDP-Politikerin.

Titelfoto: Marcus Brandt/dpa

Mehr zum Thema Hamburg Politik: