"Reeperbahn-Festival": Kollektiv bietet ungewöhnlichen Spaziergang an

Hamburg – Neben zahlreichen Konzerten kann das "Reeperbahn-Festival" auch ruhigere Töne anschlagen. Das Kollektiv "Experimentelle Klasse" bietet mit dem Audio-Walk "Woran wir uns gewöhnt hatten und womit wir noch gar nicht fertig waren" einen ungewöhnlichen Spaziergang über das Heiligengeistfeld an, der zum Nachdenken anregt.

Lara Molenda (l.) vom Kollektiv "Experimentelle Klasse" mit einer Teilnehmerin des Audio-Walks.
Lara Molenda (l.) vom Kollektiv "Experimentelle Klasse" mit einer Teilnehmerin des Audio-Walks.  © Madita Eggers/TAG24

Bei mildem Herbstwetter und ausgerüstet mit Handys und Kopfhörern starteten die Teilnehmer am Festival Village des "Reeperbahn-Festivals". Lara Molenda vom Kollektiv "Experimentelle Klasse" führte über eine spezielle Route bis zum Bunker an der U-Bahn-Station "Feldstraße".

Der Weg streifte dabei mehrere Stationen, die alle Arten der Care-Arbeit repräsentieren. Das Heiligengeistfeld hat das Kollektiv zum Beispiel ausgesucht, weil das Gelände vor circa 600 Jahren zum Klosterkrankenhaus "Zum Heiligen Geist" gehörte. "Die klassische Care-Arbeit: die Pflege", so Molenda im Gespräch mit TAG24.

"Der Bunker ist das krasse Gegensymbol dazu, der wurde von Zwangsarbeiter*innen aufgebaut. Aber Erinnern und Gedenken sind auch ein Teil der Care-Arbeit."

Neue Themenwelten akustisch nähergebracht

In ihrer Care-Station auf dem Festival-Gelände hat das Kollektiv "Experimentelle Klasse" inspirierende Literatur ausgestellt.
In ihrer Care-Station auf dem Festival-Gelände hat das Kollektiv "Experimentelle Klasse" inspirierende Literatur ausgestellt.  © Madita Eggers/TAG24

Während man durch die Gegend schlenderte und seine Umgebung genauer als sonst inspizierte, lauschte man den angenehmen Stimmen des eigens für den Walk aufgenommenen "Hörspiels", das einen in eine neue Themenwelt einführte.

Was ist unter Corona eigentlich alles an Kommunikation verloren gegangen? Wie sehr fehlen uns körperliche Berührungen? Und warum nicht der Erzählende schuld ist, wenn der Zuhörer eben nicht zuhört.

"Der Audio-Walk ist ein guter Moment der Ruhe und des Zuhörens. Im Zusammenhang mit Bewegung ist dieser manchmal noch intensiver", so Molenda, die zusammen mit ihren Kolleginnen vor allem in der Corona-Zeit mehrere solcher Walks kreiert hat.

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"Wir haben uns viel mit dem Thema Zuhören beschäftigt, dass man Sachen erst mal sacken lassen kann und nicht immer gleich darauf reagieren muss."

Aber warum eigentlich im Rahmen des Reeperbahn-Festivals? "Unser Kollektiv hat immer so gearbeitet, dass es am Anfang einer Sitzung eine Pop-Referenz gab, die sich mit dem Thema Arbeit auseinandergesetzt hat. Wir haben dann Lieder und Videos von unterschiedlichen Künstlern gesichtet, um zu gucken, wie sich die Popkultur damit auseinandersetzt. Deswegen passt das mit dem Festival ganz gut."

Wer auch einmal seine Umwelt auf eine andere Art erleben will, kann dies noch am Freitag und Samstag jeweils um 15.45 Uhr an der Care-Station auf dem Festivalgelände am Heiligengeistfeld tun.

Titelfoto: Madita Eggers/TAG24

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