Industrie fordert mehr Unterstützung in der Krise: "Zwei schwierige Winter"

Hamburg - Der Vorstandsvorsitzende des Industrieverbands Hamburg (IVH), Matthias Boxberger (56), plädiert für eine neue Leitung zum geplanten LNG-Terminal Brunsbüttel.

Matthias Boxberger (56) ist Vorstandsvorsitzender des Industrieverbands Hamburg (IVH).
Matthias Boxberger (56) ist Vorstandsvorsitzender des Industrieverbands Hamburg (IVH).  © Marcus Brandt/dpa

Die Hamburger Industrie fordert in der Energiekrise vom Senat rasche Unterstützung. "Der Senat sollte sich stärker mit den Unternehmen über die Versorgungssicherheit austauschen und zügig eine Überprüfung und Entlastung bei den Standortkosten vorantreiben", sagte der Vorstandsvorsitzende des Industrieverbands Hamburg (IVH), Matthias Boxberger (56), der Deutschen Presse-Agentur.

"Wir müssen uns auf mindestens zwei schwierige Winter einstellen und den Schaden aus den hohen Strom- und Gaspreisen sowie möglichen Gasengpässen für die Hamburger Industrie möglichst gering halten", sagte Boxberger, der zudem Vorstandsvorsitzender der Hanse Werk AG ist.

Um angesichts der gedrosselten russischen Gaslieferungen einen Gasmangel zu vermeiden, ist aus Boxbergers Sicht vor allem die Versorgung Hamburgs mit Flüssigerdgas (LNG) wichtig.

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Bürgermeister Peter Tschentscher und Umweltsenator Jens Kerstan (56) hatten den Hafen der Hansestadt als möglichen Standort für ein schwimmendes LNG-Importterminal ins Gespräch gebracht.

Gaspreise haben sich vervierfacht

Die Erdölraffinerien im Hamburger Hafen verbrauchen sehr viel Energie. Sie sind darauf angewiesen, dass das Gas als Energieträger weiter fließt.
Die Erdölraffinerien im Hamburger Hafen verbrauchen sehr viel Energie. Sie sind darauf angewiesen, dass das Gas als Energieträger weiter fließt.  © picture alliance/dpa

Bei der Entscheidung der Bundesregierung über Standorte war Hamburg indes vorerst leer ausgegangen. "Wir haben sehr verwundert die strittigen Diskussionen im Hamburger Senat zum Thema LNG-Terminal verfolgt", sagte Boxberger. "Jetzt, wo die Entscheidung gefallen ist, sollte der Senat wieder einvernehmlich für einen schnellen Anschluss Hamburgs an die Versorgungsleitung zum LNG-Terminal Brunsbüttel sorgen", forderte er.

Angesichts einer drohenden Mangelsituation zeichnet sich bereits ab, dass private Haushalte nicht zugunsten solcher Produzenten auf das Heizen verzichten müssten. "Mittlerweile wissen die industriellen Verbraucher, dass sie zu den sogenannten nicht geschützten Kunden gehören und treffen Vorkehrungen, wie man mögliche Krisenszenarien bewältigen kann", heißt es beim IVH.

Schon allein wegen des in den vergangenen zwölf Monaten vervierfachten Gaspreises "werden die Unternehmen alles für eine maximal mögliche Einsparung tun", so Boxberger.

Betriebe wollen auf grünen Wasserstoff umsteigen

Es gebe Überlegungen, Erdgas durch andere fossile Verbrenner zu ersetzen. Allerdings werde der Brennstoffwechsel von Gas auf Öl durch langwierige Genehmigungsverfahren ausgebremst. "Aber vor allem von einigen industriellen Betrieben gibt es große Ambitionen, auf "grünen Wasserstoff", erzeugt aus "grünem Strom", umzusteigen."

Bei der Energiewende auch in Deutschland wird klimaneutral erzeugtem Wasserstoff eine wichtige Funktion zugeschrieben. "Grüner" Wasserstoff gilt als essenziell, um die Klimaziele zu erreichen. Mit Strom aus erneuerbaren Quellen wird per Elektrolyse der Wasserstoff hergestellt, mit dem der Energiebedarf der Stahlindustrie gedeckt werden soll.

Derzeit ist der aus Ökostrom hergestellte Energieträger noch knapp und vergleichsweise teuer.

Titelfoto: Marcus Brandt/dpa

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