Heute vor 52 Jahren: Warum der Verkehr in Deutschland an vier Sonntagen still stand

Heute vor 52 Jahren galt am 2. Dezember 1973 auch für private Pkws das Sonntagsfahrverbot. Straßen, die sonst vibrierten, lagen wie ausgestorben. Was heute symbolträchtig wirkt, war damals eine drastische Antwort auf die weltweite Ölkrise.

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Gähnend leere Autobahn an einem autofreien Sonntag (Symbolbild).  © 123rf/xavierlejeune

Auslöser für das Sonntagsfahrverbot für private Fahrzeuge im November und Dezember 1973 war die weltweite Energiekrise, wobei mehrere OPEC-Staaten (Organisation erdölexportierender Länder) ihre Erdöllieferungen reduzierten.

Folglich stiegen die Ölpreise stark an und die Bundesregierung um den damaligen Bundeskanzler Willy Brandt (1913 bis 1992, SPD) sah die Versorgungssicherheit im eigenen Land gefährdet. Zumal die kalte Jahreszeit bevorstand.

Um Energie bzw. Kraftstoff zu sparen, wurden verschiedene Maßnahmen beschlossen. Dazu gehörten Tempolimits von 100 Kilometer pro Stunde auf Autobahnen und 80 Kilometer pro Stunde auf Landstraßen sowie die Einführung von vier autofreien Sonntagen am 25. November sowie am 2., 9. und 16. Dezember 1973.

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Dadurch wurde erstmals auch der breiten Öffentlichkeit bewusst, wie stark Deutschlands Energieversorgung von Importen abhing.

Das Fahrverbot galt für nahezu alle privaten Pkws. Fahren durften nur Polizei, Rettungskräfte, medizinische Dienste, der öffentliche Nahverkehr sowie bestimmte landwirtschaftliche Fahrzeuge. Darüber hinaus konnten vereinzelt Sondergenehmigungen erteilt werden.

Der Großteil der Bevölkerung blieb jedoch konsequent, das bedeutete: Am Sonntag blieb das Auto stehen.

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So erlebten die Menschen das Sonntagsfahrverbot 1973

Für viele Westdeutsche wirkten die autofreien Sonntage surreal. Kinder spielten und fuhren mit dem Fahrrad oder Rollschuhen auf Autobahnen, Familien spazierten auf breiten Bundesstraßen, Pferdekutschen wurden angespannt und selbst Großstädte fühlten sich an wie Fußgängerzonen.

Die befürchteten Proteste gegen das Sonntagsfahrverbot blieben aus. Stattdessen nutzten viele Menschen die ungewohnt leeren und stillen Straßen, um ihre Umgebung einmal ganz anders wahrzunehmen - ein gemeinsames Erlebnis, das vielen bis heute im Gedächtnis geblieben ist.

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Welche Auswirkungen hatte das Fahrverbot langfristig?

Obwohl die Sonntagsfahrverbote für private Pkws nur wenige Wochen andauerten, hatten sie dennoch eine deutliche Signalwirkung. Sie machten sichtbar, wie sehr Verkehr und Alltag einer Gesellschaft von einer stabilen Energieversorgung abhängen.

Das Fahrverbot hatte zwar nur begrenzte praktische Auswirkungen, da kaum Brennstoff eingespart werden konnte und es daher eher symbolischer Natur war. Trotzdem rückte es Themen wie Kraftstoffverbrauch, Mobilitätsverhalten und politische Handlungsmöglichkeiten stärker ins öffentliche Bewusstsein.

Steigende Energiepreise, Klimaschutz und aktuelle geopolitische Spannungen lenken den Blick erneut auf historische Maßnahmen wie 1973. Die autofreien Sonntage zeigen, wie schnell sich Gewohntes ändern kann und wie direkt politische Entscheidungen den Alltag betreffen.

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