Festnahme zu brutal? 19-Jähriger erlitt Trommelfellriss, Polizist angeklagt

Düsseldorf - Ein Polizist (30) muss sich vor dem Amtsgericht Düsseldorf verantworten, weil er bei einer Festnahme einen 19-Jährigen zweimal unangemessen auf den Kopf geschlagen haben soll.

Ein 19-Jähriger ist gegen einen Polizisten, der ihn festgenommen hatte, vor Gericht gezogen. (Symbolbild)
Ein 19-Jähriger ist gegen einen Polizisten, der ihn festgenommen hatte, vor Gericht gezogen. (Symbolbild)  © 123rf/ehabeljean

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Körperverletzung im Amt vor. Der Oberkommissar bestritt beim Prozessauftakt am heutigen Donnerstag die Vorwürfe und sprach unter anderem von einem "Irritationsschlag zur Eigensicherung".

Der 19-Jährige hatte bei dem Vorfall im Juni 2020 einen Riss des Trommelfells erlitten.

Der angeklagte Polizist hatte zuvor mit vier Kollegen privat auf dem Gelände eines Sportclubs trainiert. Einer von ihnen bemerkte in der Nähe einen jungen Mann, der anscheinend Drogen versteckte. Beim Nachsehen stießen die Beamten auf eine mit Marihuana gefüllte Chipstüte.

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"Wir haben uns dann in den Dienst versetzt und die Verfolgung aufgenommen", sagte der Angeklagte.

Auf einem Parkdeck entdeckten die Beamten in sportlichem Zivil den Verdächtigen und drei weitere Männer, die daraufhin flüchteten. Der 30-Jährige und ein Kollege stellten den 19-Jährigen schließlich in einem Hauseingang.

19-Jähriger will Schmerzensgeld von Polizist fordern

Weil der junge Mann sich widersetzte, "habe ich von vorne zu seinem Kopf gegriffen und ihn zu Boden gebracht", sagte der Angeklagte. "Das ist eine Festnahmetechnik, die wir in der Ausbildung gelernt haben." Es sei also ein schneller Griff zum Kopf, kein Schlag gewesen.

Auf dem Weg zur Übergabe an die Besatzung eines Streifenwagens soll der 30-Jährige dem Verdächtigen erneut grundlos einen Schlag auf das linke Ohr versetzt haben. Das sei bloß "ein Irritationsschlag zur Eigensicherung" gewesen, um "einen Angriff zu verhindern", sagte der Beamte. Der 19-Jährige habe sich zuvor losgerissen.

Dieser wurde am Donnerstag nicht mehr gehört und soll beim nächsten Prozesstermin am 20. April aussagen. Er tritt als Nebenkläger auf, laut seiner Anwältin will er in einem Zivilverfahren auch Schmerzensgeld fordern.

Titelfoto: 123rf/ehabeljean

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