Schüsse in Schule: Armbrustschütze wegen versuchten Mordes vor Gericht

Bremen – Es ist gegen 9.15 Uhr am 19. Mai 2022, als ein bewaffneter Mann in ein Gebäude eines Gymnasiums in Bremerhaven eindringt. Mit Schüssen aus einer Armbrust verletzt er eine Mitarbeiterin schwer.

Eine Sondereinsatzkraft der Polizei steht vor dem Gymnasium in Bremerhaven.
Eine Sondereinsatzkraft der Polizei steht vor dem Gymnasium in Bremerhaven.  © Sina Schuldt/dpa

Ab Donnerstag (9 Uhr) muss sich der mutmaßliche Schütze vor dem Landgericht Bremen wegen versuchten Mordes verantworten.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem ehemaligen Schüler des Gymnasiums vor, aus niedrigen Beweggründen und heimtückisch gehandelt zu haben. Er habe sein späteres Opfer danach gefragt, wo sich eine ehemalige Lehrerin von ihm aufhalte.

Dies habe die Schulangestellte ihm aber nicht gesagt, teilte das Landgericht mit. Daraufhin habe der 21-Jährige der Frau mit einer Armbrust in den Oberkörper geschossen. Als sie flüchten wollte, soll er ein weiteres Mal von hinten auf sie geschossen haben. Die Frau wurde lebensgefährlich verletzt. Laut Anklage überlebte sie nur durch eine Notoperation.

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Der Angeklagte hatte mehrere Waffen bei sich: eine mit Stahlbolzen geladene Profiarmbrust, eine geladene Schreckschusspistole, eine Machete und ein Messer. Nach den Schüssen auf die Mitarbeiterin wurde ein Notfallplan der Schule ausgelöst.

Die Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte schlossen sich in den Klassenzimmern ein, wo sie rund vier Stunden ausharrten, bis die Polizei Entwarnung gab. "Ich habe bis eben panische Angst gehabt", hatte ein 16-Jähriger nach Verlassen des Gebäudes gesagt.

21-Jähriger schoss auf Straße weiter um sich

Eine Frau wurde lebensgefährlich verletzt.
Eine Frau wurde lebensgefährlich verletzt.  © Sina Schuldt/dpa

Nach den Schüssen auf die Schulangestellte soll der Angeklagte das Gelände verlassen und an einer nahen Straßenkreuzung mit der Armbrust zweimal auf einen Mann gefeuert haben. Die Schüsse trafen das Opfer nicht. Laut Anklage nahm der 21-Jährige den Tod des Mannes zumindest billigend in Kauf.

Die Polizei nahm den Tatverdächtigen kurz nach dem Angriff fest. Ein von einem Augenzeugen in den sozialen Medien veröffentlichtes und von der Staatsanwaltschaft als echt bestätigtes Video zeigt die Festnahme.

Darauf ist der Angeklagte zu sehen, wie er augenscheinlich ruhig an einer viel befahrenen Kreuzung vor einer Ampel sitzt. Neben ihm liegt die Armbrust. Als sich die Polizei mit Blaulicht nähert, legt er sich noch vor Ankunft der Beamten flach auf den Boden.

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Inzwischen befindet sich der 21-Jährige in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung. Ob er wegen einer psychiatrischen Erkrankung möglicherweise vermindert schuldfähig oder schuldunfähig ist, muss das Gericht nach der Beweisaufnahme klären. Bis Ende Januar 2023 sind zunächst acht Verhandlungstermine anberaumt.

Titelfoto: Sina Schuldt/dpa

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