Beutezug am Schneeberger Stockteich: Letzte Bewährung für Karpfen-Dieb
Chemnitz - Um ein Haar hätten zwei Karpfen einen Rumänen in den Knast gebracht. Der Angeklagte soll die Fische mit zwei Komplizen aus einem Teich in Schneeberg gestohlen haben. Stehlschaden: 50 Euro. Der Richter am Landgericht Chemnitz ist von der Schuld des Angeklagten überzeugt, ließ aber dennoch Milde walten.

"Wir waren spazieren und haben Pilze gesammelt. Zum Schluss haben wir uns im Teich die Hände gewaschen", sagte Marian G. (51). Karpfen habe er nicht geklaut.
Wie die Fische aus dem Wasser geholt wurden, bleibt unklar. Der Besitzer des Stockteiches bezweifelt, dass sie mit bloßen Händen eingefangen wurden.
Ein Gartenbesitzer (84) hatte beobachtet, wie drei Männer hin- und herliefen. "Auf dem Boden zappelte ein Fisch." Als er die vermeintlichen Diebe mit einem weiteren Zeugen zur Rede stellen wollte, seien sie eilig davongefahren. Genaue Angaben zum Aussehen der Personen konnte er nicht machen.
Für Marian G. ging es im Berufungsprozess um sehr viel. Weil acht seiner elf Vorstrafen einschlägig sind (Diebstahl), drohte ihm die Gefängniszelle. Am Amtsgericht Aue-Bad Schlema gab's für den Karpfen-Klau drei Monate Haft ohne Bewährung!
Wegen guter Sozialprognose drückte Richter Markus Zimmermann (62) für den Familienvater beide Augen zu.
Urteil: drei Monate Haft auf Bewährung (drei Jahre Bewährungszeit). "In den letzten zehn Jahren habe ich nicht so geurteilt. Der einzige Grund für dieses Urteil ist ihre Familie."
Titelfoto: Harry Härtel/Haertelpress