Schmiergeld-Skandal um Freiberger Christmarkt
Chemnitz/Freiberg - Mindestens fünf Jahre lang soll Undine W. (56) als ehemalige Mitarbeiterin bei der Stadtverwaltung Freiberg zu Unrecht Geld von einer Weihnachtsmarkt-Händlerin kassiert haben. Grund für die Bestechung sollen bessere Stände auf dem Freiberger Christmarkt gewesen sein. Auch die Händlerin Anja K. (41) stand am Dienstag zur Berufungsverhandlung vor dem Landgericht Chemnitz.
Am Ende steht der Umsatz. Deswegen sind die besten Stellplätze auf dem Weihnachtsmarkt hart umkämpft. "Ich bin von 2003 bis 2016 auf dem Markt gewesen, habe Glühwein verkauft. In den ersten Jahren sind wir ständig gewandert. Dann hat mir Frau W. klargemacht, dass man nebenher noch was zahlen müsste, wenn man einen guten Platz haben wollte", sagte Anja K.
Sie gestand dem Gericht die Bestechung. "Also habe ich am letzten Markttag immer einen Umschlag mit 50 bis 150 Euro vorbereitet." Von 2012 bis 2016 sind 600 Euro an W. geflossen, so die Anklage.
Undine W., die mittlerweile gekündigt wurde, bestritt die Vorwürfe vehement. Vernommene Zeugen blieben blass. Ein Angestellter von K. sagte, er habe gesehen, wie seine Chefin einmal Geld aus der Kasse genommen und einen Umschlag dabei hatte. Eine Übergabe wurde aber von keinem beobachtet.
So urteilte Richter Markus Zimmermann zugunsten der Angeklagten mit Freispruch. "Wir konnten die Bestechung beziehungsweise Bestechlichkeit nicht nachweisen. Das heißt nicht, dass wir sicher sind, dass auf dem Christmarkt kein Geld geflossen ist."
Glück für die beiden Frauen: Die Staatsanwaltschaft hatte zwei Jahre Haft auf Bewährung für W. gefordert.
Auch das Amtsgericht Freiberg sah die Sache in erster Instanz anders und verhängte damals Freiheitsstrafen von einem Jahr und einem Monat (Anja K.) sowie einem Jahr und zehn Monaten (Undine W.) auf Bewährung.
Titelfoto: haertelpress/Harry Härtel, dpa/Jan Woitas