70 Euro Basis-Tarif: Angeklagte gründeten Reichsbürger-Krankenkasse

Dresden - Volksaufstand im Kaiserreich: Vor fünf Jahren waren Roland Z. (68), seine Freundin Doris R. (72), Claudia I. (68) und Michael B. (53) treue Anhänger des selbsternannten "Präsidialsenats des Deutschen Reichs", einer Art Ersatz-Kaiser Erhard L. (68). Sie betrieben mit ihm und anderen zusammen eine illegale Krankenversicherung.

Michael B. (53, v.l.), Claudia I. (68), Roland Z. (68) und Doris R. (72) erschienen am Mittwoch mit ihren Anwälten vor Gericht.
Michael B. (53, v.l.), Claudia I. (68), Roland Z. (68) und Doris R. (72) erschienen am Mittwoch mit ihren Anwälten vor Gericht.  © Norbert Neumann

Dafür landeten sie am Mittwoch vor dem Dresdner Amtsgericht und fielen allesamt ihrem einstigen Herrscher in den Rücken.

Dafür können sie mit der Einstellung des Verfahrens rechnen.

Die "Degeka" sorgte 2017 für Aufsehen: Trotz Verbots durch die BaFin machte die Reichsbürger-Krankenkasse einfach weiter, bot für "Staatsangehörige" für 70 Euro einen Basistarif an.

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Dreist erließ der Möchtegern-Kaiser damals sogar ein Verbot der Bafin.

Am Mittwoch sollte nun der Prozess gegen die sieben Köpfe der verbotenen Kasse starten. Allerdings fehlten der "Kaiser", seine Gemahlin und Andreas U. (67, hat angeblich Corona).

Erhard L. hatte mit wirren Reichsbürger-Pamphleten erklärt, dass der Prozess für ihn keine Rolle spielen.

Seine Frau legte lediglich ein Attest für eine Erkältung vor. Für den Richter nicht ausreichend - und so rückte die Polizei bei dem Ehepaar an. Die Nachbarin bestätigte, dass beide gerade auf Urlaub in Sachsen wären. So erließ der Richter Haftbefehl gegen das Paar ...

Der "Ersatz-Kaiser" Erhard L. (68) wird nun mit Haftbefehl gesucht.
Der "Ersatz-Kaiser" Erhard L. (68) wird nun mit Haftbefehl gesucht.  © privat

Obwohl Roland Z. und Doris R. zu Prozessbeginn den Richter wegen Befangenheit ablehnten, gestanden alle vier am Mittwoch ihre Beteiligung ein und stimmten einer Einstellung gegen Geldauflage zu.

"Es war schwierig, eine eigene Meinung durchzusetzen", so Doris R. "Da Erhard sich immer darüber hinweggesetzt hat." Der Prozess wird fortgesetzt.

Titelfoto: Norbert Neumann

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