Juwelen-Raub im Grünen Gewölbe: Prozess gegen Männer des Remmo-Clans beginnt
Dresden - Ab Freitag gilt es. Dann wird sich zeigen, ob die "Soko Epaulette" die richtigen Täter ermittelt hat. Am Hochsicherheitsgericht am Hammerweg in Dresden beginnt der Prozess gegen sechs Männer (22 bis 28 Jahre), die im Dezember 2019 aus dem Historischen Grünen Gewölbe Juwelen im Wert von mindestens 113,8 Millionen Euro geklaut haben sollen. Alle Angeklagten gehören zum Remmo-Clan.

Die drei ermittelnden Staatsanwälte gehen davon aus, dass Abdul Majed (22), Rabieh (28), Mohamed (22), Wissam (25), Bashir (25) und Ahmed (23) den spektakulären Coup in der Landeshauptstadt durchgezogen haben.
Laut Anklage sägten die Täter schon Tage vor dem Diebstahl unbemerkt das historische Gitter vorm Fenster am Schloss auf.
Kurz vor dem Bruch "schalteten" sie die Straßenbeleuchtung vorm Museum aus - und zwar mit einem Kochtopf, in dem Benzin brannte, der in Schaltschränken der DREWAG, nur 200 Meter entfernt vom Tatort, platziert wurde.
Dann zwängten sich zwei der Täter mit Äxten durch das Gitter, gelangten ins Juwelenzimmer, droschen auf Vitrinen ein und stahlen die 4300 Diamanten und Brillanten aus dem Staatsschatz von August dem Starken.
Als die alarmierte Polizei am Schloss eintraf, stiegen die Täter vermutlich gerade in den Flucht-Audi. Damit rasten sie nach Pieschen.
In einer Tiefgarage an der Kötzschenbrodaer Straße wechselten die Täter ihr Gewährt, den Audi zündeten sie an. Dabei gingen in der Garage 61 Wagen in Flammen auf.
Von den Juwelen aus dem Grünen Gewölbe fehlt weiterhin jede Spur!

DNA-Spuren am Fenster und im Fluchtwagen, Spuren von Tatwerkzeug, das schon bei anderen Diebstählen zum Einsatz kam, Handyauswertungen, elektronische Nachrichten und Zeugenaussagen trugen die 40 Beamten der Soko Epaulette mühevoll zusammen.
Mehrfach gab es Razzien, Zielfahnder waren im Einsatz, Spurhunde wurden eingesetzt.
Letztlich führten die Spuren zu den nun Angeklagten, die allesamt in U-Haft sitzen und schweigen. Das Gericht hat vorerst 50 Prozesstage terminiert. Ein Urteil fällt frühestens im Herbst.
Und noch immer arbeitet die Soko. Noch wird gegen 40 mutmaßliche Mittäter ermittelt und Hintergründe beleuchtet.
Ermittler und Kunstfreunde hoffen außerdem nach wie vor auf einen Hinweis zum Verbleib der Juwelen. Auf dem weltweiten Kunstmarkt wurde laut Experten bisher keiner der Steine angeboten.
Gigantischer Finderlohn für die Juwelen aus dem Grünen Gewölbe

Für die Diamanten und Brillanten sind noch immer mindestens 1,5 Millionen Euro "Finderlohn" ausgelobt!
So bietet allein die Dresdner Polizei für Hinweise zum Versteck des Schatzes von August 500.000 Euro. Zusätzlich organisierte sich eine Initiative von Privatleuten, die eine Million Euro auslobte. Die Kunstfreunde schalteten den bekannten Berliner Strafanwalt Robert Unger ein, der im Falle von Hinweisen vermitteln soll. Die Summe ist vorerst bis zum 31. März ausgelobt.
Auch Privatermittler Josef Resch sucht mit einer enormen "Lösegeldsumme" nach den Juwelen. Ein Kunstmäzen bietet demnach fünf Millionen Euro für den richtigen Tipp auf den Verbleib der Schmuckstücke.
In der Verhandlung wird es nun aber erstmal nicht darum gehen, wo die Preziosen geblieben sind. Vielmehr müssen die drei Staatsanwälte nachweisen, dass die Angeklagten wirklich die Diebe sind.
Titelfoto: Bildmontage: dpa/Sebastian Kahnert & picture alliance/dpa