Linke Schlägertruppe um Lina E.: Kronzeuge plaudert aus dem Nähkästchen

Dresden - Hubschrauber, Personenschützer und ein Großaufgebot der Polizei: Die Aussage von Johannes D. (30) im Prozess gegen Lina E. (27) fand unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Dass Mitglieder der militanten, linksradikalen Szene über ihre und die Taten ihrer Kampfgefährten auspacken, genießt Seltenheitswert, sorgt für Wut in der Szene. Trotzdem sagte der Erzieher am gestrigen Donnerstag umfassend aus.

Die Polizei sicherte am gestrigen Donnerstag das Gericht mit einem Großaufgebot.
Die Polizei sicherte am gestrigen Donnerstag das Gericht mit einem Großaufgebot.  © Thomas Türpe

Jahrelang will Johannes D. eigenen Angaben zufolge in der militanten Szene mitgemischt haben, betrachtete Gewalt als legitimes Mittel der politischen Auseinandersetzung. Nach Vergewaltigungsvorwürfen kam es zwischen ihm und der Szene zum Bruch, trotz des eingestellten Verfahrens.

Als er dann in Warschau seinen neuen Job verlor, entschied er sich auszupacken.

"Ich hatte mit Johann G. über Jabber geschrieben", sagt er. Gemeint ist der untergetauchte Freund der Angeklagten Lina E., bei Jabber handelt es sich um ein verschlüsseltes Nachrichtenprogramm. "Er hatte mich für ein Projekt in Eisenach angefragt."

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Das "Projekt" beinhaltete, den Neonazi Leon R. (24) am 13. Dezember 2019 anzugreifen. "Es sollten Gegenstände zum Einsatz kommen", so der Zeuge. "Es war von Hämmern die Rede. Es ging darum, nachhaltigen Schaden zu hinterlassen, aber nicht darum, bewusst zu töten."

Es sei nicht das erste "Projekt" gewesen, an dem sich Johannes D. beteiligt habe.

Für die Unterstützer der Angeklagten ist der Kronzeuge ein Verräter.
Für die Unterstützer der Angeklagten ist der Kronzeuge ein Verräter.  © Thomas Türpe

Kronzeuge Johannes D. packt im Prozess gegen Lina E. aus

Gestern startete der 60. Verhandlungstag gegen Lina E. (27).
Gestern startete der 60. Verhandlungstag gegen Lina E. (27).  © Sebastian Kahnert/dpa

Die Absprache soll schon Wochen vor der Aktion stattgefunden haben. Johannes D. sollte dabei eine Kneipe überwachen, Besitzer Leon R. nach Feierabend verfolgen und einer "Zugriffseinheit" Bescheid geben, wenn dieser an seiner Wohnadresse ankommt.

Der zweite Trupp soll unter anderem aus Johann G., Lina E. und einer Gruppe aus Weimar bestanden haben.

Kommuniziert wurde über Prepaid-Handys, sein privates Handy ließ Johannes D. zu Hause, damals Berlin. Von dort aus will er direkt nach der Weihnachtsfeier in einer Kita, in der er arbeitete, aufgebrochen sein.

Der Prozess wird fortgesetzt. Dann soll auch geklärt werden, wie der Kontakt zwischen Johannes D. und den Sicherheitsbehörden zustande kam.

Titelfoto: Bildmontage: Thomas Türpe, Sebastian Kahnert/dpa

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