Mitten in der Neustadt: Szenekneiper soll mit 80 Kilo Marihuana gehandelt haben

Dresden - Ein liebevoll urig gestalteter Eckladen im Dresdner Szeneviertel Neustadt. Zwischen großen Glasballons, Kräuterdosen und duftenden Holzfässern braute Sebastian T. (41) Gin mit Malve, Rum mit echten Lotusblüten, Absinth oder den Kräuterschnaps "Saxonia" in seiner eigenen Manufaktur. Doch er soll auch noch etwas ganz anderes verkauft haben...

Seit über sechs Monaten sitzt der Wirt schon hinter Gittern. Nun begann der Prozess gegen ihn am Landgericht Dresden.
Seit über sechs Monaten sitzt der Wirt schon hinter Gittern. Nun begann der Prozess gegen ihn am Landgericht Dresden.  © Franz Maler

Laut der Anklage, die seit Mittwoch am Landgericht Dresden verhandelt wird, verkaufte der eifrige Spirituosen-Fachmann in seinem Ladengeschäft innerhalb von 15 Monaten auch über 80 Kilo Marihuana, mehr als zehn Kilo Kokain und andere illegale Drogen!

Auch diese Anklage beruht auf den Auswertungen des sogenannten EncroChats (TAG24 berichtete). Diesen verschlüsselten Nachrichtendienst hatten französische Ermittler geknackt.

Demnach kaufte Sebastian T. immer wieder kiloweise Rauschgift in Berlin, um es in Dresden zu verticken.

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Im "Angebot" hatte er außerdem über drei Kilo Amphetamine (Speed oder Crystal) und über drei Kilo Haschisch. Die Drogen lagerte der mutmaßliche Dealer laut Anklage nicht nur in einer Garage oder zu Hause.

Angeklagter sitzt seit einer Razzia im Januar in U-Haft

In seinem Element: Sebastian T. (40) kreierte in seinem Laden ausgefallene Spirituosen.
In seinem Element: Sebastian T. (40) kreierte in seinem Laden ausgefallene Spirituosen.  © picture alliance/dpa/Robert Michael

Bei der bundesweiten Razzia im Januar, bei der zahlreiche weitere mutmaßliche Drogendealer festgenommen wurden, fanden die Fahnder eine Reisetasche voll Rauschgift offen zugänglich im Regal im Keller des Ladens.

Weil in einem anderen Kellerraum neben Cannabis auch Messer "für den Verschnitt" griffbereit herumlagen, wirft die Staatsanwaltschaft Sebastian T. sogar "bewaffneten Handel" vor.

Seit der Razzia sitzt er in U-Haft. Noch einen Tag zuvor soll er auf einem Lidl-Parkplatz Kokain, Amphetamin und über zwei Kilo Marihuana entgegengenommen haben.

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Zu den Vorwürfen will sich der Anklagte derzeit nicht äußern. Also müssen die Richter Zeugen hören. Ein Urteil soll noch im September fallen.

Titelfoto: Franz Maler

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