Prozess um Juwelendiebstahl: Anwohner berichten von Tiefgaragen-Inferno

Dresden - Fortsetzung im "Remmo-Verfahren". Im Prozess gegen sechs Männer aus dem Remmo-Clan am Hochsicherheitsgericht in Dresden ging es am Dienstag um den Komplex "Tiefgarage Kötzschenbroder Straße". Laut Anklage hatten die mutmaßlichen Juwelendiebe dort nicht nur ihr Fluchtfahrzeug gewechselt, sondern auch noch ein Feuerinferno verursacht.

In der Tiefgarage an der Kötzschenbroder Straße entstand bei dem Brand enormer Schaden.
In der Tiefgarage an der Kötzschenbroder Straße entstand bei dem Brand enormer Schaden.  © Ove Landgraf

Feuerwehr und Polizei hatte in jener Nacht im November 2019 alle Hände voll zu tun. Erst der Alarm aus dem Grünen Gewölbe aus dem Diamanten und Schmuck für über 113 Millionen Euro rabiat gestohlen wurden. Dann der Feueralarm von der nahegelegenen Kabelstation im Pegelhaus. Dort, so die Anklage, hatte die Einbrecher Feuer gelegt, um die Straßenbeleuchtung rund ums Schloss zu kappen.

Und nur Minuten später meldeten Anwohner aus Pieschen einen verheerenden Großbrand aus einer Tiefgarage.

Um kurz vor fünf Uhr war Bewohnerin Manuela K. (61) mit ihrem Auto aus der Tiefgarage gefahren, als ihr von draußen ein Auto entgegenkam. "Eigentlich kann da immer nur ein Auto hoch- oder eins runterfahren", so die Frau im Zeugenstand am Dienstag. "Für zwei Autos nebeneinander ist es eigentlich zu eng." Sie musste sich aufs Fahren konzentrieren, um einen Crash zu vermeiden. "Ich würde sagen, es war ein weißer Audi. Mehr kann ich dazu nicht sagen."

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Laut Anklage waren das die Juwelendiebe, die sich dort ihres Fluchtwagens, einem Audi, entledigen wollten und in einen Benz umstiegen, um ihre Flucht fortzusetzen.

Völlig verschreckte Zeugin: "Gehe nie wieder in Tiefgarage und in Keller nur, wenn ich unbedingt muss"

Postbote Lucas S. (30) und Anwohnerin Elke H. (59) erlebten den Brand aus nächster Nähe.
Postbote Lucas S. (30) und Anwohnerin Elke H. (59) erlebten den Brand aus nächster Nähe.  © Montage: Peter Schulze (2)

Dieses "Umsteigen" bekam Postbote Lucas S. (30) mit. "Ich habe an der Kötzschenbroder Straße 8 gerade mein Rad abgestellt, als ich im Augenwinkel mitbekam, dass da ein paar Gestalten über die Straße huschten. Und da stand ein Auto. Die Scheinwerfer waren an. Ich denke, es war ein Benz. Der fuhr dann weg…"

Laut Anklage hatte die Täter ihren Audi in der Tiefgarage noch mit fünf Litern Benzin übergossen und angezündet.

Als der Wagen fackelte, betrat auf der anderen Seite der verwinkelten Garage Elke H. (59) den Raum.

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Auch sie auf dem Weg zum Auto, um auf Arbeit zu fahren. "An dem Tag war nur die Notbeleuchtung an", so die Verkäuferin. "Es roch nach Feuer."

Was danach geschah, spielte sich in Sekunden ab: "Der Alarm eines Autos irgendwo ging los, der Brandmelder ging los, es gab eine Explosion, dann kam ein Feuerball, die Brandschutztür begann, sich zu schließen. Ich bin sofort rausgerannt."

Nur wenige Meter von ihrem Passat entfernt war der Audi explodiert.

"Als ich dann im Hof stand, knallte es noch mehrmals. Der Boden vibrierte. Aus allen Schächten kam Qualm und Feuer." Noch immer sichtlich erschüttert fügte sie an: "Ich geh nie wieder in eine Tiefgarage. Und in den Keller nur, wenn ich unbedingt muss."

Fast 600.000 Euro Schaden an Autos und Garage

Elke H.s VW war nach dem Brand kaum noch zu erkennen.
Elke H.s VW war nach dem Brand kaum noch zu erkennen.  © privat
Mit diesem Audi flohen die Räuber vom Grünen Gewölbe. Später fackelten sie den Wagen an der Kötzschenbrodaer Straße ab.
Mit diesem Audi flohen die Räuber vom Grünen Gewölbe. Später fackelten sie den Wagen an der Kötzschenbrodaer Straße ab.  © Polizeidirektion Dresden

Stundenlang waren Feuerwehr und Polizei damals vor Ort im Einsatz, über Wochen wurden Spuren gesichert. Neben dem Flucht-Audi wurden weitere 61 Fahrzeuge in der Tiefgarage zerstört.

Allein der KfZ-Schaden beträgt 171.329 Euro. Das Modell des Flucht-Audi, ein S6, konnten die Experten nur anhand der Fahrgestellnummer identifizieren.

An der Tiefgarage entstand ein Schaden von 420.000 Euro. Bis heute ist sie nicht benutzbar.

Überdies stellte die Kripo fest, dass die Täter im Audi einen Revolver zurückließen. Der gab bei dem Feuer einen unkontrollierten Schuss ab.

Laut Staatsanwaltschaft begingen die Angeklagten diese massiven Brandstiftungen, um ihre Tat, d.h. den Juwelenklau zu verschleiern, was mögliche Strafen massiv erhöhen könnte. Der Prozess wird fortgesetzt.

Titelfoto: Montage: Peter Schulze (2), privat

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