Im Kinderzimmer Bombe aus Chipspackung gebaut: Marvin E. (20) wollte "Feinde" töten

Frankfurt am Main - Bombenbau im Kinderzimmer! Im Prozess gegen den mutmaßlichen Rechtsextremisten Marvin E. (20) hat der Angeklagte berichtet, wie er bei ihm zu Hause sichergestellte Sprengkörper gebaut und verwahrt hat.

In Frankfurt wurde der Prozess um den mutmaßlichen Rechtsterrorist Marvin E. (20, r.) fortgesetzt.
In Frankfurt wurde der Prozess um den mutmaßlichen Rechtsterrorist Marvin E. (20, r.) fortgesetzt.  © DPA/Arne Dedert

Der 20-Jährige aus Nordhessen muss sich vor dem Oberlandesgericht Frankfurt wegen der versuchten Gründung einer terroristischen Vereinigung und der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat verantworten. Die Bundesanwaltschaft wirft E. vor, aus rechtsextremen Motiven Anschläge mit Schusswaffen und Sprengsätzen geplant zu haben.

Im Gerichtssaal wurden am Freitag Fotos aus dem Zimmer des 20-Jährigen gezeigt, an einer Wand ist noch die Mond- und Sterne-Tapete aus Kindertagen zu sehen. Auf Tischen türmen sich Drähte, in einer Schublade liegt ein selbstgebastelter Sprengkörper. In einem Koffer wurden weitere, mit Stahlkugeln versehene Sprengkörper entdeckt.

Die Anleitungen habe er von der Videoplattform Youtube, die Bestandteile teils im Internet bestellt, sagte der Angeklagte.

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Teils habe er auch die Pappröhre einer Chipspackung oder Röhrchen aus einem Insektenhotel benutzt, zum Mischen der Bestandteile kam eine Kaffeemühle zum Einsatz. Am Bau einer Rakete sei er gescheitert, berichtete E..

Mutmaßlicher Rechtsterrorist Marvin E. wollte "Juden, Schwarze und Ausländer" töten

Seit Anfang August 2022 muss sich Marvin E. vor dem Oberlandesgericht Frankfurt am Main verantworten.
Seit Anfang August 2022 muss sich Marvin E. vor dem Oberlandesgericht Frankfurt am Main verantworten.  © dpa/Boris Rössler

Wie und wo genau die selbstgebastelten Sprengkörper zum Einsatz kommen sollten, sei im Einzelnen noch nicht ausgearbeitet gewesen, sagte der Angeklagte.

Er habe mehrere Gedankenspiele gehabt, darunter ein Angriff auf den Bundestag. Auch Videos von Amokläufen hatte sich E. angesehen.

Ziel wäre dabei gewesen, gemeinsam mit anderen "Feinde" zu töten, Juden, Schwarze und Ausländer, vielleicht auch Menschen aus dem linken Spektrum, wie E. auf Nachfrage sagte.

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Laut Anklage soll E. über Wochen hinweg in sozialen Medien nach Gleichgesinnten für eine Terrororganisation gesucht haben.

Gegen den jungen Mann wurde auch in einem eingestellten Verfahren der Kasseler Staatsanwaltschaft bereits wegen Volksverhetzung ermittelt.

Marvin E. sitzt seit September 2021 in Untersuchungshaft.

Titelfoto: DPA/Arne Dedert

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