Block-Prozess: Richterin droht Unternehmerin mit Haftbefehl

Hamburg - Ein dann doch noch ereignisreicher Prozesstag ist zu Ende. Neben der Vernehmung von drei Zeugen standen vor allem ein Antrag auf Aussetzung des Verfahrens und neue Vorwürfe gegen Christina Block (52) im Prozess wegen Kindesentführung gegen die Unternehmerin am Dienstag im Fokus. TAG24 war vor Ort und berichtete in einem Liveblog.

Christina Block (52) mit ihrem Anwalt Ingo Bott (42).  © Marcus Brandt/Pool dpa/dpa

Die drei Zeugen wurden vor allem zu einem sogenannten Penetrationstest – kurz "Pen-Tests"– befragt. Ein solcher Test soll auch im "Grand Elysée"-Hotel von den mutmaßlichen Entführern, der israelische Sicherheitsfirma "Cyber Cupula", durchgeführt worden sein.

Laut Block hatten sie selbst und der mitangeklagte Familienanwalt der Blocks den Auftrag erteilt.

Am Nachmittag stellte der Verteidiger von Gerhard Delling (66), Dr. David Rieks, einen Antrag auf Aussetzung des Verfahrens. Damit würde der Prozess von vorne beginnen und sich erheblich verlängern. Erst am Vormittag hatte das Gericht entsprechend angekündigt, dass schon weitere Prozesstermine bis Ende Juni angesetzt sind.

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Hintergrund sind die Ende Oktober nachträglich beschlagnahmten IT-Asservate – darunter auch das digitale Tagebuch von Christina Block –, die die Akten erheblich erweitert hätten. Rieks forderte deshalb eine "ergänzende Akteneinsicht", um eine "ausreichende Verteidigung" sicherzustellen.

Die Verteidiger von Block, des Familienanwalts Dr. Andreas C. sowie der mitangeklagten Cousine und ihres Ehemanns schlossen sich dem Antrag an.

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Update, 15.35 Uhr: Prozess wird unterbrochen

Damit endet der 21. Verhandlungstag. Der Prozess wird am 12. November 2025 um 9.30 Uhr fortgesetzt.

Ob über den Antrag über Aussetzung des Verfahrens am morgigen Mittwoch entschieden wird, ist noch nicht klar, so Gerichtssprecherin Marayke Frantzen.

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Update, 15.20 Uhr: Übte Frau Block Druck auf Zeugen in Israel auf?

Die Richterin hat die Entscheidung über den Antrag zunächst vertagt. Die Kammer wollte ein weiteres Thema klären: Wie die Vorsitzende Richterin Isabel Hildebrandt mitteilte, habe der Vater des angeklagten Israelis Tal S. telefonisch an Tal S. übermittelt, dass "Frau Block Druck auf in Israel befindliche Zeugen ausübe", sodass diese entgegen ihrer ursprünglichen Absicht nicht mehr aussagen wollten.

Diese Informationen stammten aus überwachten Telefongesprächen.

Tal S. erklärte vor Gericht: "Vor einigen Tagen hatte ich die Gelegenheit, mit meinem Vater zu sprechen und mit meinem Freund. Es könnte sein – und das ist ihre Vermutung – dass einige Menschen in Israel, die mit dieser Sache hier verbunden sind, angeblich hierherkommen und eine Aussage geben sollten. Aber möglicherweise übten bestimmte Menschen mit bestimmten Kräften Druck aus, sodass sie nicht kommen werden."

Er selbst habe jedoch keine genauen Kenntnisse: "Auch über meine Familie weiß ich, dass sie das nicht genau wissen". Es gebe eine "Gerüchteküche" in Israel. Er selbst sage seiner Familie stets, dass sie sich nicht einmischen sollen.

Dieser Umstand und dass Frau Block einem krankheitsbedingt wieder abgeladenen Zeugen "Gute Besserung" gewünscht habe, veranlasste die Richterin gegenüber der Unternehmerin zu betonen: "Wir werden nicht zögern, einen Haftbefehl gegen Sie zu veranlassen, wenn wir Kenntnis darüber erhalten, dass Sie Zeugen kontaktieren."

Update, 15 Uhr: "Mein Mandant hat ein großes Interesse daran, dass dieser Prozess abgeschlossen wird"

Nach einem "intensiven Gespräch" mit seinem Mandanten, schließe sich der Verteidiger von Tal S. in Teilen der Ausführungen von Delling-Verteidiger Dr. Rieks an.

Jedoch deutlich nicht seinem Antrag auf die Aussetzung des Verfahrens: "Mein Mandant hat ein großes Interesse daran, dass dieser Prozess in einem Zug abgeschlossen wird, sodass er mit der Sache abschließen kann. Allerdings nicht auf den Kosten anderer Verfahrensbeteiligter", so Böttner.

Update, 14.40 Uhr: Weitere Verteidiger schließen sich Antrag an

Auch die Verteidiger von Christina Block, des Familienanwalts Dr. Andreas C. sowie der mitangeklagten Cousine und ihres Ehemanns schließen sich dem Antrag auf Aussetzung des Verfahrens an.

Gerade im Fall von Dr. C. sei die Beschlagnahmung sämtlicher IT-Geräte besonders problematisch: Mit dem Beschluss der Kammer seien auch seine Korrespondenzen mit unbeteiligten Mandanten für Verteidigung und Gericht zugänglich geworden – ein sensibler Punkt angesichts seiner Rolle als Berufsgeheimnisträger. Zudem enthielten viele der sichergestellten Datenträger Informationen, die in keinem Zusammenhang mit dem Tatvorwurf stünden.

Der Verteidiger von Tal S. bittet um eine kurze Pause, um mit seinem Mandanten zu besprechen, welche Folgen eine mögliche Aussetzung der Hauptverhandlung für ihn hätte. Aufgrund seiner Untersuchungshaft sei es im Interesse von Tal S., das Verfahren schnellstmöglich zu beenden. Das Gericht gewährt eine zehnminütige Pause.

Update, 14.08 Uhr: Verteidiger fordert Aussetzung des Verfahrens

Die Zeugenbefragung des Polizeibeamten ist beendet. Jetzt ergreift der Verteidiger von Gerhard Delling (66), Dr. David Rieks, das Wort und fordert für "eine ausreichende Verteidigung" ein weiteres "faires Verfahren" unter anderem eine Aussetzung des Verfahrens und eine "ergänzende Akteneinsicht", da diese "um eine Terabyte-Menge an Daten" gewachsen seien.

Grund sind die im Nachhinein beschlagnahmten IT-Asservate. Am 27. Oktober hatte die Kammer beschlossen, dass diese vor Gericht als Beweise verwertet werden dürfen. Darunter auch das digitale Tagebuch der Unternehmerin.

Staatsanwaltschaft und Nebenklage entgegnen, dass beschlagnahmte Beweismittel nicht zwingend Teil der Akte sein müssen. Demnach habe sie sich die Aktenlage "nicht groß verändert".

Update, 13.47 Uhr: Dritter Zeuge sagt aus

Nach der Mittagspause geht es mit der Zeugenbefragung eines Kriminalbeamten des LKAs weiter. Der 58-Jährige Cyber-Crime-Ermittler wird von der Richterin befragt, wie ein Penetrationstest allgemein abläuft.

Bei Penetrationstests ("Pen-Tests") gehe es darum, gezielt in Computernetzwerke einzudringen, um Schwachstellen zu erkennen, erklärte der Zeuge. Vorab würde genau festgelegt werden, welche Systeme geprüft und welche rechtlichen Grenzen beachtet werden müssten. Kein seriöses Unternehmen würde einen Test ohne klare Vorgaben durchführen.

Dass ein solcher Test – wie im Fall "Cyber Cupula" – über ein Dreivierteljahr dauere, sei theoretisch möglich, in der Praxis habe er diese aber noch nie erlebt, so der Kriminalbeamte auf Nachfrage der Richterin.

Update, 13.35 Uhr: Frau Block lässt sich erneut ein

Die Unternehmerin bestätigt in einer erneuten Einlassung, dass sie den Druck durch "Cyber Cupula" auch erlebt habe. Nur von dem genauen Datum des 15. Dezember 2023 wisse sie sich nichts.

Ihrer Auffassung nach handelt es sich bei dem erwähnten "Auftrag der Familie Block" um die Beauftragung einer israelischen Sicherheitsfirma durch sie und den Familienanwalt Dr. Andreas C. mit der Durchführung eines Penetrationstests zur Überprüfung der IT-Sicherheit des Hotels "Grand Elysée" in Höhe von 12.000 Euro.

Block-Anwalt Bott ergänzte, dass die beiden Zeugenaussagen belegen würden, dass wohl David B. "der Motor des Ganzen" sei und auch auf seine Mandantin Druck ausgeübt habe.

Ähnliches hatte auch schon Dr. Sascha Böttner, Verteidiger von Tal S., in seiner Erklärung betont: "Es hat sich gezeigt, dass David B. die Zentralfigur des gesamten Geschehens ist. [...] Wenn sie ihn persönlich kennen würden, würden sie einen Manipulator vermutlich ohne Gewissen kennenlernen."

Update, 12.20 Uhr: Mittagspause

Die Zeugenbefragung ist beendet. Es folgt eine Mittagspause bis 13.30 Uhr.

Update, 11.45 Uhr: "Ich habe definitiv mit ITlern am Tisch gesessen"

Der Zeuge betont, dass zumindest das Team von David B. "wusste, was sie tun": "Ich habe definitiv mit ITlern am Tisch gesessen!"

Und weiter: "Unangenehm fand ich, mit wie viel Druck sie gearbeitet haben. Sie haben immer auf den Bedrohungs-Moment vom 15. Dezember hingewiesen". Einer der Gründe, weswegen er seinem Vorgesetzten davon abgeraten habe, mit der Firma zusammenzuarbeiten.

Ein weiterer sei gewesen, dass bei einem der Meetings Arbeitsergebnisse von Cyber Cupula die Kanzlei des mitangeklagten Dr. Andreas C. (63) betreffend, gezeigt worden sind, unter anderem Bilder der Büroräume. "Da wir keine Form von Zusammenarbeit hatten, sollte ich diese nicht zu sehen bekommen. Das fand ich unseriös!", so der Zeuge. Das habe er Dr. C. auch mitgeteilt.

Update, 11.29 Uhr: Zweite Zeugenbefragung beginnt

Jetzt beginnt die Befragung des zweiten Zeugen, Andre B. (44), IT-Abteilungsleiter der Block-Gruppe, der bei drei von vier Treffen mit "Cyber Cupula" anwesend war.

Bei dem ersten gemeinsamen Treffen habe David B. die Ergebnisse eines "externen Penetrationstest" vorgestellt, der von der "Familie Block in Auftrag gegeben wurde". Dabei seien Schwachstellen der Block-Gruppe aufgezeigt worden, die "keine Überraschung" für die IT-Abteilung gewesen seien.

Der Zeuge erinnert sich, dass der "Cyber Cupula"-Chef ein konkretes Datum für den vermeintlichen Angriff auf die Block-Gruppe durch Herr Hensel genannt: "Er meinte am 15. Dezember [2023] sei es so weit!" Warum genau dieses Datum hätte er aber nicht sagen.

"Wie fanden Sie das?", will die Richterin. "Ich fand das eigenartig", so der Zeuge. "Das war alles ein bisschen schwammig, erst zu sagen, man habe Beweise und sie dann nicht zeigen zu können. Gerade als wir die Freigabe von Frau Block hatten!"

Nebenkläger Stephan Hensel (51) mit seinem Anwalt Philip von der Meden (41).  © Marcus Brandt/Pool dpa/dpa

Update, 11.18 Uhr: Frau Block lässt sich ein

Die Zeugenbefragung ist beendet. Nebenklägervertreter Philip von der Meden (41) weist in einer Erklärung darauf hin, dass eine Strategie erkennbar sei, seinen Mandanten Stephan Hensel als "Angreifer" darzustellen.

Daraufhin lässt sich Frau Block erneut persönlich ein und meint, dass sie Cyber Cupula als "Hilfestellung unserer IT" gesehen hat und von keiner weiteren Rechnung an die Sicherheitsfirma außer derer über 12.000 Euro wisse. Zudem betont sie, dass ihr das von David B. vermittelte Gefahrenpotenzial ihren Ex-Mann betreffend, "absolut glaubhaft" und "überzeugend" vorkam.

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