Diebstahlserie beim NDR: Ehemalige Reinigungskraft bittet um Verzeihung

Hamburg - Nachdem beim Prozessauftakt am vergangenen Mittwoch nur die Anklage verlesen wurde, sagte die Angeklagte (40) am heutigen Folgetermin aus. Die Aussage der ehemaligen Reinigungskraft, die beim NDR Technik im Wert von rund 40.000 Euro gestohlen haben soll, fiel jedoch aufgrund von Sprachbarrieren und emotionalen Ausnahmezuständen recht zäh aus.

Die Angeklagte (40) beim Prozessauftakt am Mittwoch im Gerichtssaal.
Die Angeklagte (40) beim Prozessauftakt am Mittwoch im Gerichtssaal.  © Madita Eggers/TAG24

Etwas gefasster als beim Prozessbeginn, den Tränen aber immer noch sehr nahe, versuchte die Angeklagte zu schildern, warum und wie sie die Geräte mitgenommen hat.

Der Vorwurf lautet gewerbsmäßiger Diebstahl in vier Fällen. Vom März bis Oktober 2021 soll die 40-Jährige insgesamt 139 elektronische Geräte, darunter vor allem Laptops und iPhones, im Wert von 39.000 Euro entwendet haben.

Die Richterin sowie die Staatsanwältin pochten vor allem auf mehr Details. Allem voran ging es um einen Zettel, der die Diebstahlserie ausgelöst haben soll.

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Neben einem Mülleimer soll ein Karton voller iPhones mit der Aufschrift "Schrott" gestanden haben. Nach Rücksprache mit einem Bekannten, der ihr versichert haben soll, dass die Telefone "Müll" seien, nahm die Angeklagte den Karton kurzerhand mit nach Hause.

Ein Foto, welches die 40-Jährige selbst geschossen hat, beweist jedoch, dass der Zettel nicht auf einem Karton, sondern auf einem Laptop klebte. Die Angeklagte behauptete daraufhin, es hätte zwei Zettel mit der gleichen Aufschrift gegeben.

Ein Sicherheitsbeamter des NDR, der am Dienstag als Zeuge geladen war, bestätigte zwar, dass der Absetzungsbegriff "Schrott" im Unternehmen verwendet und aussortierte Technik manchmal im IT-Bereich des Senders gesammelt wird, meist würde diese aber direkt in der Abteilung "Altgeräte" abgegeben werden.

Zudem überschreite es die Zuständigkeit einer Reinigungskraft, selbst alte Technik einfach mitzunehmen.

Ehemalige NDR-Reinigungskraft über Diebstähle: "Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist"

Beim NDR im Hugh-Greene-Weg in Hamburg entwendete die Angeklagte von März bis Oktober 2021 139 elektronische Geräte.
Beim NDR im Hugh-Greene-Weg in Hamburg entwendete die Angeklagte von März bis Oktober 2021 139 elektronische Geräte.  © Markus Scholz/dpa

Und es blieb ja auch nicht nur bei "Schrott". Im Laufe ihrer Diebstahlserie nahm die Angeklagte Laptops vom Boden, aber auch von Schreibtischen mit, wie ein Überwachungsvideo beweist. Dabei habe sie nach eigenen Angaben darauf geachtet, dass die Kabel aufgewickelt waren. Für sie ein Indiz, dass die Geräte "nicht mehr brauchbar" waren. Tatsächlich entwendete sie aber auch nagelneue Technik, wie der Sicherheitsbeamte bestätigte.

Die Diebstahlserie sei durch das Verschwinden von vier brandneuen Laptops aufgefallen, die für Schulungszwecke benötigt wurden. Es folgten zwei Online-Anzeigen, bis das erwähnte Video die Angeklagte überführte und sie am 21. Oktober 2021 mit fünf Laptops im Rucksack erwischt wurde. Auch gegenüber des Zeugen habe sie angegeben, dass sie dachte, die Geräte seien "Schrott".

Gelagert hat die 40-Jährige die Ware im Keller ihres Onkels, bei dem sie wohnt, und teilweise auch bei sich im Zimmer. Sie habe selbst nicht gewusst, was sie damit anfangen wolle, wohl aber auf einen Restwert gehofft. Verkauft hat die Angeklagte keines der Geräte. "Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist", sagte sie auf Nachfrage über ihr Motiv. Sie bat sichtlich aufgewühlt mehrfach um Verzeihung und Barmherzigkeit.

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Der Prozess wird am 20. März mit weiteren Zeugen fortgesetzt.

Titelfoto: Madita Eggers/TAG24

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