MDR-Skandal: Foht nimmt Gerichts-Deal an und will gestehen - brisante Verträge aufgetaucht
Leipzig - Wohl zum letzten Mal in der Causa MDR geht dessen 2011 gefeuerter Unterhaltungschef Udo Foht (71) einen Deal ein. Diesmal jedoch kein krummes Finanzgeschäft - sondern ein Geständnis vor Gericht, das ihm eine Bewährungsstrafe sichert.
Knapp 24 Stunden hatte er Bedenkzeit. Am Freitagmorgen verkündete dann Fohts Verteidiger Lawrence Desnizza, dass sein Mandant das Deal-Angebot der Wirtschaftsstrafkammer annehmen und aussagen werde.
Allerdings machte es der aus Frankfurt an der Oder stammende TV-Profi, der seine Karriere beim DDR-Fernsehen startete, nochmal spannend und vertröstete das Gericht auf den nächsten Verhandlungstag. Erst am kommenden Freitag will Foht aussagen. Anwalt Desnizza kündigte eine umfangreiche Erklärung "der damaligen Umstände" an.
Einblicke hinter die MDR-Kulissen gaben schon zahlreiche Verträge des Senders mit diversen Produktionsfirmen, die der Vorsitzende Richter Michael Dahms zur Beweisaufnahme vorlas.
Zumeist im Mittelpunkt: die Firma "Just for Fun" (JFF) des Moderators Carsten Weidling (55) und dessen Geschäftspartners René B., der nach Recherchen der Zeitung "Welt" früher hauptamtlicher Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit gewesen sein soll.
Zehntausende Euro für Promi-Sohn und einen Stasi-Mann
Der MDR und mehrere von der Anstalt abhängige Produktionsfirmen waren demnach bereit, zehntausende Euro an JFF zu zahlen. In einem der Verträge war als Zielvorgabe die "Verbesserung der Imagebildung" des MDR formuliert.
Die Sendeanstalt erhoffte sich von Weidling vor allem neue Unterhaltungsformate für jüngeres Publikum. Ein offenbar nie verwirklichtes Sendekonzept einer mehrteiligen Serie trug demnach absurderweise den Titel "Weidling unter Kontrolle".
Weidling, Foht, René B., der MDR - wer hier über wen die Kontrolle hatte, diese Erkenntnis erhofft sich das Gericht aus der für nächsten Freitag angekündigten Aussage.
Titelfoto: Ralf Seegers