"Badewannen-Mord" wird neu aufgerollt: War alles eigentlich ganz anders?

München - Im Wiederaufnahmeverfahren um den Tod einer 87-Jährigen in einer Badewanne in Rottach-Egern könnten neue Gutachten den zuvor als Mörder verurteilten Manfred Genditzki (62) entlasten.

Ist der als Mörder verurteilte Manfred Genditzki (62) unschuldig?
Ist der als Mörder verurteilte Manfred Genditzki (62) unschuldig?  © Matthias Balk/dpa

Den komplexen Berechnungen der zuständigen Sachverständigen zufolge starb die Witwe an jenem 28. Oktober 2008 später als bisher angenommen.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit liege der Zeitpunkt ihres Todes nach 15.30 Uhr, möglicherweise sogar erst gegen 17 Uhr, erklärte Thermodynamiker Nils Hansen am heutigen Mittwoch bezüglich der neuen Erkenntnisse vor dem Landgericht München I.

Zu der Zeit war Genditzki aber laut Anklage nicht mehr in der Wohnung der Frau, die er regelmäßig im Alltag unterstützt hatte und mit der er, seine Frau und sein Sohn auch eine Art Freundschaft pflegten. Gegen 15.30 Uhr war der damalige Hausmeister des Anwesens in einem Supermarkt beim Einkaufen, wie ein Kassenzettel zeigt.

Brutaler "Silvester-Mord": Staatsanwaltschaft fordert lebenslange Haft
Gerichtsprozesse München Brutaler "Silvester-Mord": Staatsanwaltschaft fordert lebenslange Haft

Das Landgericht München II hatte Genditzki 2010 zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach Überzeugung des Schwurgerichts hatte er die Seniorin in deren Wohnung nach einem Streit auf den Kopf geschlagen und dann in der Badewanne ertränkt.

Das Urteil wurde nach zwei Revisionen rechtskräftig. Nun wurde der Fall auf Betreiben der Verteidiger neu aufgerollt.

Manfred Genditzki (62) und die Verteidigung setzen auf neue Erkenntnisse von Sachverständigen.
Manfred Genditzki (62) und die Verteidigung setzen auf neue Erkenntnisse von Sachverständigen.  © Matthias Balk/dpa

Verhandlung zum "Badewannen-Mord" in München bis Anfang Juli angesetzt

Entdeckt wurde die Leiche der Seniorin gegen 18.30 Uhr von einer Pflegerin, die sich um die Dame kümmern sollte. Die alte Frau lag mit einem Schlafanzug bekleidet in der mit Wasser gefüllten Badewanne, das linke Bein hing dabei über den Rand.

Die Verteidigung setzt auf neue wissenschaftliche Methoden, unter anderem zur Frage, wie lange die Leiche im Wasser der Badewanne lag und wie sich die Temperaturen des Körpers und des Wassers entwickelt haben. Das könnte den Todeszeitpunkt deutlich näher eingrenzen. Die Rechtsmedizinerin Gitta Mall aus Jena sagte, es spreche vieles für eine recht frische Leiche.

Bis Anfang Juli sind für den Prozess um den "Badewannen-Mord" mehr als zehn weitere Verhandlungstage angesetzt.

Titelfoto: Matthias Balk/dpa

Mehr zum Thema Gerichtsprozesse München: