Krankenpfleger soll sechs Menschen zu Tode gespritzt haben

München - Er sollte seine Patienten pflegen, stattdessen soll er sie umgebracht haben: Vor dem Landgericht München I beginnt der Prozess gegen einen polnischen Hilfspfleger wegen sechsfachen Mordes und dreifachen versuchten Mordes.

Der Angeklagte muss sich in München vor dem Landgericht verantworten.
Der Angeklagte muss sich in München vor dem Landgericht verantworten.  © Sven Hoppe/dpa

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 38 Jahre alten Mann vor, er habe seinen pflegebedürftigen Patienten an verschiedenen Tatorten in Deutschland Insulin gespritzt, das als Überdosis tödlich sein kann. Er soll über das Medikament verfügt haben, weil er - im Gegensatz zu seinen Opfern - Diabetiker ist.

Die Morde soll der Mann - Medien nennen ihn einen "Todespfleger" - laut Anklage quer durch Deutschland begangen haben: in den bayerischen Orten Ottobrunn, Eckenthal und Wiesenbronn ebenso wie in Hannover, im schleswig-holsteinischen Burg und in Spaichingen in Baden-Württemberg. Versuchte Morde werden ihm darüber hinaus angelastet in Mülheim an der Ruhr, in Esslingen und in Weilheim in Oberbayern.

Die Anklage geht von Heimtücke, Habgier und niedrigen Beweggründen aus.

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Neben den sechs Mordfällen sind drei Fälle des versuchten Mordes angeklagt und drei Fälle von gefährlicher Körperverletzung, die allesamt ab Dienstag (9.30 Uhr) vor dem zuständigen Gericht verhandelt werden.

Zusätzlich wirft die Staatsanwaltschaft dem Angeklagten Raub und Diebstahl vor. Er soll beispielsweise so profane Dinge wie Wein, Waschmittel, Toilettenpapier und Klobürsten gestohlen haben.

Update 12 Uhr: Angeklagter verweigert die Aussage

Im Prozess um sechsfachen Mord und dreifachen versuchten Mord an Patienten hat der angeklagte Hilfspfleger Grzegorz W. am Dienstag die Aussage verweigert.

Ihr Mandant werde "weder zu den persönlichen Verhältnissen noch zur Sache Angaben machen", sagte Verteidigerin Birgit Schwerdt vor dem Landgericht. Die Vorsitzende Richterin wandte sich daraufhin direkt an den Angeklagten: "Sie können es sich anders überlegen - jederzeit."

Die Anklage geht von Heimtücke, Habgier und niedrigen Beweggründen aus. Neben den sechs Mordfällen und drei Fällen des versuchten Mordes listet die Anklage auch drei Fälle von gefährlicher Körperverletzung auf. Die Richterin Ehrl wies nach Verlesung der Anklage darauf hin, dass im Falle einer Verurteilung auch Sicherungsverwahrung für den Angeklagten infrage komme.

Update 16 Uhr: Polizist sagt vor Gericht aus

Der in München wegen mehrfachen Mordes angeklagte Hilfspfleger hat nach Polizeiangaben zugegeben, seinen Patienten Insulin gespritzt zu haben. Eine Tötungsabsicht habe er aber bestritten, sagte der Kriminalbeamte am Dienstag zum Prozessauftakt vor dem Landgericht München I.

Er, der selbst Diabetiker ist, sei nicht davon ausgegangen, dass die Dosis des Medikamentes tödlich ist. "Er wollte niemanden töten. Er wollte nur, dass die Leute schlafen und er seine Ruhe hat", habe er gesagt.

Der 38-Jährige ist wegen sechsfachen Mordes und dreifachen Mordversuchs angeklagt. Er verweigerte die Aussage vor Gericht.

Bei der Polizei habe er in den Vernehmungen nach seiner Festnahme im Jahr 2018 aber "fast druckreife" Antworten gegeben, die allerdings teilweise widersprüchlich gewesen seien.

Geld sei ihm nicht wichtig, habe er damals gesagt und: "Ich gebe mein Herz dafür, anderen zu helfen."

Ein 38 Jahre alter Mann soll mehrere Menschen getötet haben. (Symbolbild)
Ein 38 Jahre alter Mann soll mehrere Menschen getötet haben. (Symbolbild)  © Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

Titelfoto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

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