Heilpraktiker ohne Zulassung vor Gericht: Mann erscheint mit Alufolien-Brille vor Gericht

München - Ein ehemaliger Heilpraktiker aus Unterhaching bei München soll in der Pandemie zahlreiche falsche Corona-Impfausweise ausgestellt haben.

So erschien der Angeklagte vor Gericht. Der ehemalige Heilpraktiker aus Unterhaching soll in der Pandemie zahlreiche falsche Corona-Impfausweise ausgestellt haben.
So erschien der Angeklagte vor Gericht. Der ehemalige Heilpraktiker aus Unterhaching soll in der Pandemie zahlreiche falsche Corona-Impfausweise ausgestellt haben.  © Sven Hoppe/dpa

Der 71-jährige Mann, der mit einer aus Alufolie gebastelten Brille vor Gericht erschien, soll sich als Arzt eines angeblichen Instituts für Mineraldiagnostik und Umweltkrankheiten bezeichnet haben.

Er ist wegen Missbrauchs von Titeln, des unbefugten Ausstellens von Gesundheitszeugnissen, unerlaubten
Handeltreibens mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln und gefährlicher Körperverletzung angeklagt.

Nach Überzeugung der Ermittler hatte der Mann, dem die Erlaubnis als Heilpraktiker zu arbeiten schon 2008 entzogen wurde, die Ausweise zum Nachweis einer Schutzimpfung gegen das Coronavirus im Auftrag der betreffenden Personen gefertigt und dafür auch Geld bekommen, insgesamt mehr als 22.000 Euro.

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Der Verteidiger des 71-Jährigen strebte zum Prozessauftakt am Dienstag eine mögliche Verständigung, einen sogenannten Deal, an. Er könne sich eine Strafe "mit einer Drei vor dem Komma" vorstellen. Die Staatsanwältin sprach dagegen von einer Strafe von deutlich mehr als vier Jahren.

Teil eines solchen Deals ist ein vollumfängliches Geständnis. Im Gegenzug sichert das Gericht einen geringeren Strafrahmen zu. Die Beweisaufnahme kann in solchen Fällen dann oft deutlich abgekürzt werden.

Impfpass auch wegen Masern, Mumps und Röteln gefälscht?

Zudem soll er bei einem Kind Immunisierungen gegen Masern, Mumps und Röteln im Impfpass eingetragen haben, obwohl er diese nicht durchgeführt hatte. Laut Anklage gab er außerdem teils starke, apothekenpflichtige Medikamente an seine Patienten ab.

Gegen zwei Mitarbeiterinnen einer Apotheke, von denen er die Arzneimittel bekommen haben sollen, wird ebenfalls ermittelt.

Für das Verfahren hat das Landgericht bis Mitte Juli insgesamt elf Verhandlungstage angesetzt.

Titelfoto: Sven Hoppe/dpa

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