Geiselnahme, Sozialbetrug und Geldwäsche: Leverkusener Clan-Mitglieder bald vor Gericht

Düsseldorf - Ein Prozess unter anderem um Geiselnahme und Sozialbetrug gegen Angehörige des arabischen Al-Z.-Clans beginnt an diesem Mittwoch am Düsseldorfer Landgericht.

Die Polizei hatte die Clan-Villa in Leverkusen im Juni 2021 gestürmt.
Die Polizei hatte die Clan-Villa in Leverkusen im Juni 2021 gestürmt.  © Marcel Kusch/dpa

Angeklagt sind sieben Mitglieder einer libanesisch-stämmigen Großfamilie. Die Anklage wirft ihnen unter anderem gewerbsmäßigen bandenmäßigen Sozialbetrug vor.

Obwohl sie in Leverkusen in einer Villa mit Millionenwert residierte und über erhebliches Vermögen verfügte, soll die Großfamilie zwischen 2014 und 2021 Sozialleistungen in Höhe von 456.000 Euro bezogen haben.

Laut Anklage werden auch Erpressung, Raub, Steuerhinterziehung, schwere Körperverletzung, Geldwäsche, Zwangsarbeit und Geiselnahme als Tatvorwürfe erhoben. Allein für die Geiselnahme drohen mindestens fünf Jahre Freiheitsstrafe.

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Die Einziehung der Villa und weiterer Vermögenswerte sind beantragt.

Die Polizei hatte die Villa des Clans vor einem Jahr gestürmt und durchsucht, scharfe Schusswaffen gefunden und sechsstellige Summen Bargeld und Luxusuhren beschlagnahmt. Der Fall hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt.

Ein Polizeipanzer hatte das Tor zum Leverkusener Anwesen der Familie durchbrochen und eine Spezialeinheit die Haustür aufgesprengt. Insgesamt rund 600 Polizisten waren an der Aktion in 15 NRW-Städten beteiligt.

Landgericht bereitet sich auf langen Prozess vor

Ab kommendem Mittwoch stehen sieben Clan-Mitglieder in Düsseldorf vor Gericht.
Ab kommendem Mittwoch stehen sieben Clan-Mitglieder in Düsseldorf vor Gericht.  © Rolf Vennenbernd/dpa

Die sieben Angeklagten sind zwischen 22 und 47 Jahre alt. Das Landgericht bereitet sich auf einen längeren Prozess vor und hat bis Ende November 30 Verhandlungstage angesetzt.

Der Hauptbeschuldigte war in Duisburg festgenommen worden. Bei ihm soll es sich um einen Schlichter des weit verzweigten Clans handeln. Unter einer Fußmatte der Oberklasse-Limousine, in der er saß, fanden Polizisten mehr als 14.000 Euro Bargeld.

Polizisten hatten auch zwei scharfe Pistolen und eine Kalaschnikow-Maschinenpistole AK 47 mit verschlossenem Lauf entdeckt. NRW-Innenminister Herbert Reul (69, CDU) hatte von einem "Schlag gegen die erste Liga der Clan-Kriminalität" gesprochen.

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Der Al-Z.-Clan zählt zu den großen Clans in Nordrhein-Westfalen. Dem Clan wurden laut Lagebild 227 Tatverdächtige zugerechnet, die für 441 Straftaten verantwortlich sein sollen.

Neben dem organisierten bandenmäßigen Sozialbetrug gebe es Hinweise auf Gewaltdelikte, Schutzgelderpressung und Rauschgiftkriminalität, hatte eine Ermittlerin gesagt. Außerdem wird wegen Geldwäsche und Steuerdelikten ermittelt.

Titelfoto: Marcel Kusch/dpa

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