"Mafia in NRW": Prozess gegen Italiener wegen Falschgeld- und Drogenhandels startet
Düsseldorf - Sie sollen den Vertrieb unter anderem von Falschgeld, unterschlagenen Autos und Waffen in Deutschland organisiert haben: Zwei Italiener im Alter von 50 und 56 Jahren müssen sich vom kommenden Mittwoch an in Düsseldorf als Angeklagte vor dem Landgericht verantworten.

Im vergangenen Mai hatten Ermittler in Nordrhein-Westfalen und Neapel den mutmaßlichen Geldfälscher-Ring mit Mafia-Verbindungen zerschlagen. Mehr als 100 Polizisten, darunter auch Spezialeinheiten, und Steuerfahnder waren im Einsatz.
Man habe "der italienischen Mafia in Nordrhein-Westfalen einen empfindlichen Schaden zugefügt", hatte NRW-Innenminister Herbert Reul (69, CDU) damals mitgeteilt.
Der 56-jährige Angeklagte, der in Düsseldorf jahrelang unauffällig als "Dr. Orlando Schmidt" gelebt haben soll, schweigt zu den Vorwürfen.
Als Vater dreier Kinder habe er Sozialleistungen bezogen und sehr unauffällig und bescheiden gelebt, teilten die Ermittler damals mit.
Er ist für diese aber kein Unbekannter: Wegen Drogenhandels saß er bereits vier Jahre im Gefängnis, und in Süddeutschland war er bei einer Verkehrskontrolle mit Falschgeld aufgefallen.
Sein 50-jähriger Mitangeklagter behauptet, er sei ein unbescholtener Familienvater und unschuldig. Dass er in Neapel im Kerngebiet der italienischen Mafia-Gruppierung Camorra wohne, sei reiner Zufall.
Italienisches Duo soll "Blüten" höchster Qualität in Umlauf gebracht haben

Am Drogenhandel soll der 50-Jährige laut Anklage tatsächlich nicht beteiligt gewesen sein, dafür aber drei weitere Angeklagte, die eine Woche später in einem gesonderten Prozess vor Gericht stehen werden.
Man habe keine Beweise dafür, dass es sich bei den 50 und 56 Jahre alten Männern um Mafiosi handelt, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Montag. Entsprechend seien sie auch nicht wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung angeklagt.
Das Duo soll aber Falschgeld in höchster Qualität in Umlauf gebracht haben. Polizisten hatten "Blüten" im Nennwert von 160.000 Euro sichergestellt. Auf einigen Scheinen fanden sich Fingerabdrücke von Männern, die der Camorra zugerechnet werden.
Dem Schlag gingen zweijährige Ermittlungen einer deutsch-italienischen Ermittlungskommission namens "Alleanza" voraus, benannt nach einem Zusammenschluss der Mafia-Gruppierung Camorra mit anderen Kriminellen.
Anklageschrift streckt sich auf fast 240 Seiten
In NRW waren 18 Wohnungen durchsucht worden - in Düsseldorf, Lüdenscheid, Dormagen, Kaarst, Neuss, Bonn und Mönchengladbach. Die Gelddruckmaschinen waren zuvor in Italien sichergestellt worden.
Die "Vertriebsstelle für Deutschland" soll nicht nur mit Falschgeld, sondern auch mit Kokain, unterschlagenen Autos, Waffen und gefälschten Pässen gehandelt haben.
Die Anklageschrift ist fast 240 Seiten stark. 22 Verhandlungstage hat das Gericht für den Prozess angesetzt.
Titelfoto: Rolf Vennenbernd/dpa, Federico Gambarini/dpa (Bildmontage)