Messerstecher (21) vor Gericht: Ausländeramt-Mitarbeiterin spricht über traumatische Tat

Wuppertal – Fast sechs Monate nach dem Messerangriff auf eine Mitarbeiterin des Wuppertaler Ausländeramtes hat der Prozess gegen einen 21-Jährigen begonnen.

Im August 2022 war ein Mann im Wuppertaler Ausländeramt auf eine Mitarbeiterin losgegangen. (Archivfoto)
Im August 2022 war ein Mann im Wuppertaler Ausländeramt auf eine Mitarbeiterin losgegangen. (Archivfoto)  © Claudia Otte/DPA

Dem jungen Mann droht in dem Sicherungsverfahren am Landgericht die dauerhafte Einweisung in eine Psychiatrie.

Er soll zur Tatzeit an Schizophrenie erkrankt und deswegen schuldunfähig gewesen sein. Vorgeworfen wird ihm gefährliche Körperverletzung.

Am 12. August soll er im Ausländeramt von hinten an die Mitarbeiterin (25) herangetreten sein und ihr mit einem Küchenmesser bis zu drei Zentimeter tief in den Rücken gestochen haben. Nach zwei Stichen habe er das Messer weggelegt und sich widerstandslos festnehmen lassen, so die Staatsanwaltschaft.

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Zuvor soll der inzwischen 21-jährige Syrer sich über einen Rückforderungsbescheid des Jobcenters geärgert haben. Er habe ein Zeichen an Politik und Justiz senden wollen, so nicht mit Flüchtlingen umzugehen, hieß es am heutigen Mittwoch.

Eltern des Angeklagten sagen vor Gericht aus

Der Prozess gegen den 21-Jährigen findet am Wuppertaler Landgericht statt.
Der Prozess gegen den 21-Jährigen findet am Wuppertaler Landgericht statt.  © Oliver Berg/dpa

Seine Mutter sagte als Zeugin aus, ihr Sohn sei seelisch krank. Einmal in der Woche sei er sehr aggressiv geworden. Er habe Medikamente verschrieben bekommen, diese aber vor der Tat nicht mehr eingenommen.

Daheim habe er eine Glastür eingetreten und seine Schwester geschlagen. Man habe mit ihm nicht mehr reden können.

Der Vater, der in Syrien Englischlehrer war, sagte ebenfalls, das Verhalten seines Sohnes sei nicht normal. Die Rückforderungen des Jobcenters seien zwar tatsächlich fehlerhaft und ungerechtfertigt gewesen, wie sich inzwischen gezeigt habe. Mit so einer Reaktion seines Sohnes habe er dennoch nicht gerechnet.

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Das Opfer sagte unter Tränen aus, sie habe zunächst gedacht, jemand gibt ihr einen Klaps auf den Rücken. "Dann habe ich das Messer gesehen in seiner Hand", berichtete sie. Eine Kollegin habe geschrien. Sie habe sich mit ihr in einen Raum eingeschlossen, bis der Krankenwagen kam und die Polizei.

Es gehe ihr immer noch schlecht, sagte sie. Arbeiten könne sie weiterhin nicht. "Ich kann das Gebäude einfach nicht betreten. Ich habe es versucht, aber von Kopf bis Fuß gezittert. Es geht nicht." Der Prozess wird fortgesetzt.

Titelfoto: Claudia Otte/DPA

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