Weil er durchfiel, stach Mann Fahrlehrer in den Kopf: Opfer und Täter sagen aus
Mainz - Rund sieben Monate nach dem mutmaßlichen Messerangriff eines Fahrschülers hat der dabei lebensgefährlich verletzte Fahrlehrer die Tat vor dem Landgericht Mainz geschildert
"Ich hatte sehr starke Angst, als ich gesehen habe, wie groß und lang das Messer war", sagte der 49-Jährige am ersten Prozesstag am heutigen Freitag.
Seinen ehemaligen Fahrschüler - den 32 Jahre alten Angeklagten - habe er erst erkannt, als dieser ihn mit dem Messer das erste Mal von hinten attackiert habe.
"Ich verstehe nicht, wieso es so weit gekommen ist", sagte der Fahrlehrer, der nach eigenen Worten noch immer in Behandlung und arbeitsunfähig ist.
Der aus Somalia stammende Angeklagte entschuldigte sich bei dem Fahrlehrer: "Ich möchte mich in aller Form entschuldigen", übersetzte der Dolmetscher. "Ich dachte, Sie würden mich diskriminieren wegen meiner Religionszugehörigkeit, deshalb war ich falsch geleitet." Der Angeklagte ist seit 2016 Christ, der Fahrlehrer nach eigenen Angaben Alevit.
Der Fahrschüler sei dreimal durch die praktische Prüfung gefallen, berichtete das Opfer, das auch als Nebenkläger auftritt. Bei den letzten beiden Prüfungen sei er als Fahrlehrer dabei gewesen, zuletzt im September 2021 und damit rund ein halbes Jahr vor dem Angriff.
"Er war ein bisschen sauer", sagte der Fahrlehrer über den durchgefallenen Prüfling
"Er war ein bisschen sauer und ist einfach weggegangen", beschrieb der Fahrlehrer die Reaktion des durchgefallenen Prüflings. Es habe aber "keine Auseinandersetzung oder Diskussion gegeben".
Der 32-Jährige hat der Anklage zufolge noch zwei andere Männer angegriffen, die dem angegriffenen Fahrlehrer helfen wollten. Er ist daher wegen versuchten Mordes, versuchter gefährlicher Körperverletzung und gefährlicher Körperverletzung angeklagt.
Eines der späteren Opfer habe den Messerangriff des Täters stoppen wollen und ihm gegen das Bein getreten. Den dritten Mann hat der Täter nach hinten gestoßen und dieser sei dabei zwischen zwei Autos gefallen.
Ein Polizist beendete den Angriff schließlich mit mehreren Schüssen und verletzte den Täter dabei.
Sowohl der Fahrlehrer als auch der Angreifer mussten in der Nacht notoperiert werden.
Ein Polizist stoppte den Angreifer mit mehreren Schüssen
Zeugen hatten den Polizisten herbeigerufen, der wenige Meter entfernt gerade damit beschäftigt war, eine Unfallstelle zu sichern.
Der Angeklagte war zuvor noch nicht bei der Polizei in Erscheinung getreten und hatte bislang von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch gemacht.
Für den ersten Verhandlungstag hat die große Strafkammer vier Zeugen geladen. Bisher wurden sechs Folgetermine bis zum 7. Dezember festgesetzt.
Update: 14.48 Uhr; Erstmeldung: 5.30 Uhr.
Titelfoto: dpa/Hannes P. Albert