Lkw-Fahrer abgelenkt - zwei Menschen sterben: Als er wieder aufschaute, kracht es
Kamenz - Es war ein kurzer Augenblick der Unaufmerksamkeit, doch er löschte zwei Leben aus und hinterließ auch sein eigenes in Scherben: Am 14. September 2020 fuhr Michal K. (39) bei Ottendorf-Okrilla auf ein Stauende auf, tötete dabei das Pärchen Stefan J. (†32) und Sidney S. (†26). Am Donnerstag musste er sich dafür vor dem Kamenzer Amtsgericht verantworten.
Sie hatten keine Chance: Stefan J. und Sidney S. waren auf dem Rückweg vom Baden nach Dresden. Vor ihnen ein Laster, hinter ihnen Michal K. mit seinem Iveco.
21.45 Uhr fuhr der Iveco auf das Auto des Paares auf, schob es unter den Lkw davor. Die Beifahrerin starb sofort, der Fahrer kurz darauf im Krankenhaus.
Die Staatsanwaltschaft warf dem Tschechen vor, eingeschlafen zu sein. Doch das war wohl nicht der Grund der Tragödie: Der Tscheche hatte das Fahrzeug für einen Kollegen übernommen.
Eigentlich sollte das Amaturenbrett bereits repariert sein, trotzdem blinkten immer wieder irgendwelche Warnleuchten. Auch der Tempomat funktionierte nicht wie gedacht, beschleunigte plötzlich.
Michal K. bekommt Bewährungsstrafe und muss Geld zahlen
Als es gegen 21.35 Uhr wieder blinkte, sah er nach unten - als er wieder nach oben schaute, hatte es schon gekracht. Der Gutachter bestätigt, dass Lenk- und Ruhezeiten korrekt eingehalten wurden.
Er selbst erlitt bei dem Unfall schwere Verletzungen, dachte an Suizid. Sidneys Mutter habe ihn davon abgehalten.
"Ich hätte nicht dran denken können, dass ich zwei Familien einen solchen Schmerz zufügen würde", sagt er. "Könnte ich es rückgängig machen, würde ich es sofort tun."
Wegen zweifacher fahrlässiger Tötung bekam Michal am Donnerstag anderthalb Jahre Haft auf Bewährung und sechs Monate Fahrverbot. Außerdem muss er 1500 Euro an "Ärzte ohne Grenzen" zahlen. Sidney S. war angehende Medizinerin.
Titelfoto: Montage: Jens Kaczmarek/LausitzNews, Roland Halkasch